Morrissey: "Years Of Refusal"
Mit dem Umfang seines Bauches wächst auch ein musikalisches Kraftlackeltum, das unserem liebsten Gladiolenfreund so gar nicht steht. Hier dauert es fünf oder sechs Songs bis Morrissey die Elektrische einmal von einer - dann aber auch nicht berühmten - Akustischen ablösen lässt. Gehetztes, Lautes, Treibendes, Rockistisches ist seine Sache nicht. Nicht in dieser austauschbaren und vor allem auch erschreckend charmefreien Erscheinungsform. Dem wunderbaren weil abwechslungsreichen "You Are The Quarry" kommt er damit nicht nahe, der Vorgänger war schon mühsam, das hier geht Richtung seelische Grausamkeit. (Universal)

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Animal Collective: "Merryweather Post Pavilion"
Diese Suppe aus Gewabber und Gefleuch ist nur schwer auszulöffeln. Zwar schälen sich daraus jedes Mal verlässlich sogenannte erhabene Popsongs, aber diese die Unentschlossenheit zur Kunst erhebende Attitüde nervt mehr als sie belohnt. Außerdem ist der Schmäh jetzt auch schon ein bisserl durch, Beach Boys hin, Gezirpe her. In großem Bogen am Arsch vorbei. (Domino/Hoanzl)

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Cat Power: "Dark End Of The Street"
Cat Power mit neuen Coverversionen, die vorerst nur auf Doppel-10-Inch erhältlich sind. Zumindest die Titelgebende ist okay. Darin spielt sie den Southern-Soul-Klassiker von James Carr aus der Feder von Dan Penn nach. Geht so. Der Rest ist durchwachsen bis fad. Zuviel Nico, zu wenig von allem anderen. Dabei wäre mit Spooner Oldham sogar der ewige Weggefährte von Dan Penn mit dabei. Mehr als erstarrte Songskulpturen kommen dabei aber trotzdem nicht heraus. Schwierige Frau. (Matador/Edel)

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Pete Townsend: "Face The Face"
Diese Maxi aus dem Jahr 1985 ist so eine Art Soul-Punk-Oper. Mit sechs Minuten Spielzeit, komplett durchgefreakten Hörnern und einem Basslauf aus der Hölle als Basis für Onkel Pete rockt das Stück heute noch jede Party. Fährt wie Sau und sorgt bei fast jeder öffentlichen Aufführung für Gäste am Plattenteller: Wer isn des? It's Pete, Baby!

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El Guincho: "Alegranza"
Schon Anfang, Mitte des Vorjahres erschienen hat dieser bunte Strauß nun endlich auch einen Vertreib in Österreich. Der von Barcelona aus operierende Pablo Díaz-Reixa verschraubt als El Guincho Versatzstücke aus diversen Volksmusiken und unterfertig sie mit seiner exzentrischen Handschrift, die eine ausgeprägte Neigung für polyrhythmisches Flirren hat. In Dosen genossen ziemlich super, alles auf einmal gehört erreicht "Alegranza" schon sehr bald einen Sättigungsgrad der an die Völlerei niederösterreichischer Kirchendiener erinnert. (XL Rec./Edel)

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Yo La Tengo: "Fakebook"
Bevor demnächst ein neues Werk von Yo La Tengo erscheint sei wieder einmal dieses geheime Meisterwerk in Erinnerung gerufen: "Fakebook" aus dem Jahr 1990 beinhaltet ausnahmslos Coverversionen, die der Dreier aus New Jersey mit Herzblut flutet, der sich schon durch die Auswahl der Songs - von John Cale bis Daniel Johnston - selbst adelt. "Can't Forget" oder "Tried So Hard" räumen ohnehin jeden Zweifel aus. (City Sang)

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Isobel Campell & Mark Lanegan: "Keep Me in Mind Sweetheart"
Ein unnötiges Duo, bei dem leider Mark Lanegan 50 Prozent bestreitet weshalb der Fan halt doch hinhört. Prinzipiell gilt, dass die die beiden bislang veröffentlichten Alben begleitet habenden Singles und EPs allesamt besser als die Alben selbst waren. "Keep Me in Mind Sweetheart" setzt diese Tradition fort und erfreut mit sechs Stücken, die allesamt sehr okay sind, ja bei "Fight Fire With Fire" geht dann sogar fast die Sonne auf. So das bei einem Lanegan-Song überhaupt geht. Ende Jänner gastiert dieser übrigens mit schlanker Band im Wiener WUK: "An Evening with Mark Lanegan & Greg Dulli", bei dem die beiden Songs aus dem jeweiligen Gesamtwerk spielen werden. (V2/Universal)

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The Blasters
Wer braucht bei dem Bandnamen noch einen Albumtitel!? Eines der besten Debüts aller Zeiten ist der 1981 erschienene titellose Erstling der Rootsrocker The Blasters. Mit starkem Rockabilly-Einschlag, fett produziert und einer Lebenserfahrung die von gemeinsamen Konzerten mit Black Flag gespeist war, wurde hier mit seltener Intensität "American Music" gespielt. Live sind die Blasters rund um die beiden Brüder Dave und Phil Alvin nichts weniger als ein Powerhouse. Einmal live gesehen, heute noch die Lade offen. Erhältlich als LP oder auf der Kompilation "The Complete Slash Recordings".

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William Elliott Whitmore: "Animals In The Dark"
Der Mann, der mit dem Album "Hymns For The Hopeless" überzeugend debütierte ist fünf Jahre später bei Anti-Records gelandet. WEW, ein Typ mit einem Händedruck wie ein Schraubstock und einer Stimme wie ein verkaterter Tom Waits, spielt hier mit Band und alleine Musik von sehr viel früher: Feldarbeiter-Hymnen, kargen Blues, Friedhofsgesänge aus der Zeiten der großen Depression. Für alle, die mit Nick Cave, Johnny Cash und John Steinbeck etwas anfangen können - eine Bank. Erscheint allerdings erst im Februar. Sorry. (Anit/Edel)

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Clutch: "Jam Room"
Zuletzt klangen Clutch auf "From Beale Street To Oblivion" auch wegen des unnötigen Einsatzes einer Hammond-Orgel eher verweichlicht. Auf diesem Monster aus 2000 ist davon nichts zu hören. Mit Wucht und Dynamik rackert sich diese Konstante des Heavy Rock durch den "Jam Room". Schon der Opener "Who Wants To Rock" verdeutlicht, dass diese Frage hier definitiv beantwortet werden wird. Mächtig. (Spitfire/Edel)

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