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Das waren Zeiten, als Krankl und Wallner noch hoffen durften, die EURO zu bestreiten.

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Innsbruck/Wien - "Ich war wirklich noch sehr jung", sagt Roman Wallner. "Damals hat es halt sehr gut ausgeschaut", sagt Roman Wallner. "Der Krankl hat das halt aus einer Emotion heraus gesagt", sagt Roman Wallner.

Damals, als es gut aussah, war Roman Wallner keine 21 Jahre alt. Wallner und Roland Linz, um sechs Monate älter als Wallner, galten als vielversprechende Talente. Und Hans Krankl, der Teamchef war, ließ sich nach einem 2:3 im August 2002 gegen die Schweiz zu folgender Äußerung hinreißen: "Um diese Buben wird uns noch ganz Europa beneiden." Mehr als sechs Jahre später ist Europas Neid enden wollend. Roland Linz fiel zunächst im Team in Ungnade und kämpft beim SC Braga (Portugal) um ein Stammleiberl. Und Wallner, schon vor der EURO ohne Teamchance, landete nach langer Irrfahrt beim LASK, unterschrieb einen leistungsbezogenen Vertrag bis Saisonende mit Option auf zweijährige Verlängerung.

Die Feiertage hatte Wallner in Innsbruck verbracht, bei Freundin Melanie und Tochter Amelie, die im Februar zur Welt kam. Er hat das Jahr 2008 noch einmal Revue passieren lassen - es sei privat ganz anders verlaufen als beruflich. Privat? "Die Geburt der Kleinen war wunderschön." Beruflich? "Das Jahr war zum Abhaken."

So gesehen hatte dieses Jahr schon Mitte 2007 begonnen, da wechselte Wallner von der Wiener Austria zum FC Falkirk nach Schottland. Er hoffte auf mehr Einsätze, wurde aber nach zwei Monaten in die zweite Liga zu Hamilton Academical abgeschoben. Im Jänner 2008 übersiedelte der Stürmer zum griechischen Erstligisten Apollon Kalamarias. Er spielte ein einziges Mal, dann wurde er für ein halbes Jahr gesperrt. Eine FIFA-Regel will es, dass ein Kicker pro Saison für höchstens zwei Klubs spielen darf, jetzt kennen auch Kalamarias und Wallner diese Regel. Nach seiner Sperre wechselte er in Griechenland zum FC Xanthi. Zwei Wochen später war der Trainer, der ihn geholt hatte, nicht mehr im Amt, unter dem neuen Coach kam Wallner nicht zum Zug. "Obwohl ich mich", beteuert er, "professionell verhalten und im Training alles gegeben habe."

Dieses lange Jahr der Irrfahrten fügt sich freilich relativ nahtlos in den Wallner'schen Lebenslauf. Der Steirer spielte mit 17 schon für Sturm Graz in der Champions League gegen Inter Mailand, sah aber bei Rapid größere Chancen und vielleicht Verdienstmöglichkeiten. Alkohol-Eskapaden gab es in Wien und auch in Hannover, wo er 2004/05 kaum zum Einsatz kam, aber seines Führerscheins verlustig ging. Nach einem kurzen Abstecher zu Admira Wacker Mödling kam Wallner bei der Austria unter, es schien bergauf zu gehen. "Aber ich wurde ungeduldig." Die Ungeduld führte ihn nach Schottland und Griechenland, da wie dort ha-be er mit Spielpraxis seine EURO-Chancen mehren wollen.

Nun lässt sich sagen, dass Wallner in diesen eineinhalb Jahren sieben Pflichtspiele absolviert und seine EURO-Chancen zunichte gemacht hat. Der Steirer, der 23 Länderspiele (5 Tore) absolvierte, spricht von einer Erfahrung und von einem Lernprozess, davon, dass er "erwachsener" geworden sei, ruhiger, geduldiger. "Ich habe sicher mehr Disziplin und Durchhaltevermögen als früher", sagt er, "punkto Eifer und Ehrgeiz hatte ich mir sowieso nie etwas vorzuwerfen." Er gibt zu, er habe selbst die eine oder andere unglückliche Entscheidung getroffen. In Hannover hätte er sich Zeit geben, auf seine Chance warten sollen, der Wechsel nach Schottland sei nicht glücklich gewesen, jener nach Griechenland schlichtweg Pech.

"Kicken verlernt man nicht", sagt Roman Wallner. "Ich will spielen und Spaß haben", sagt Roman Wallner. "Ich hab viel erlebt, vielleicht hilft mir das weiter", sagt Roman Wallner. "Ich bin für einen Fußballer wirklich noch nicht alt", sagt Roman Wallner. (Fritz Neumann, DER STANDARD Printausgabe 05.01.2009)