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Polizisten am Tatort der Explosion in Colombo.

Foto: Reuters

Colombo - Nach der Eroberung der Rebellenhauptstadt Kilinochchi hat die Armee in Sri Lanka am Wochenende nach eigenen Angaben weitere Stützpunkte der tamilischen Kämpfer im Norden der Insel bombardiert. Zugleich explodierte am Samstag den zweiten Tag in Folge ein Sprengsatz im Geschäftszentrum der Hauptstadt Colombo, wobei mindestens drei Menschen verletzt wurden. Ein Militärsprecher machte Rebellen für den Anschlag verantwortlich. Damit solle versucht werden, Angst zu verbreiten.

Offensive fortgesetzt

Das Militär setzte seine Offensive im Norden des Inselstaates den Armeeangaben zufolge fort. Kampfflugzeuge griffen demnach einen Seestützpunkt der Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) an, während Hubschrauber und Bodentruppen Stellungen der Rebellen an Land beschossen. Die Armee sei nur noch zwei Kilometer vom Elefanten-Pass entfernt, einer Schlüsselposition der Rebellen auf der Halbinsel Jaffna, und stehe sechs Kilometer vor der Hafenstadt Mullaitivu, erklärte ein Armeesprecher. Die Truppen würden auch diese Rebellenhochburg bald erobern. Ein Armeesprecher hatte am Freitag erklärt, Ziel der Streitkräfte sei es, die LTTE "im Laufe des Jahres 2009" militärisch zu zerschlagen.

Am Freitag hatte die Armee mit der Einnahme Kilinochchis der LTTE eine der schwersten Niederlagen seit Jahren zugefügt. Kurz nachdem Präsident Mahinda Rajapakse (Rajapaksa) die Eroberung bekanntgegeben hatte, kam es in der Hauptstadt Colombo zu einem Selbstmordanschlag vor dem Hauptquartier der Luftwaffe, bei dem drei Soldaten starben. Bei dem Anschlag am Samstag wurden mindestens drei Personen verletzt. Die Sicherheitsvorkehrungen wurden im ganzen Land verschärft.

Zahl der Toten unbekannt

Nach Militärangaben verübten die Befreiungstiger in der Vergangenheit immer dann Selbstmordanschläge in der Hauptstadt und in anderen Landesteilen, wenn sie im Norden unter Druck gerieten. Die Rebellen seien wegen ihrer Niederlagen in den letzten Tagen verzweifelt und würden versuchen, weitere Anschläge zu verüben.

Wie viele Menschen bei den Kämpfen um Kilinochchi ums Leben kamen, ist bisher nicht bekannt. Auf einer den Rebellen nahestehenden Internetseite hieß es, die LTTE hätten ihr Hauptquartier vor der Einnahme der Stadt in den Norden verlegt. Sri Lankas Armee habe eine Geisterstadt betreten.

Am Sonntag bauten die Streitkräfte ihre Stellungen in Kilinochchi aus. Soldaten räumten am Sonntag Minen und entfernten Sprengfallen aus verlassenen Gebäuden, wie ein Fotograf der Nachrichtenagentur AFP berichtete. In der Umgebung der Stadt waren demnach Schusswechsel und Artilleriefeuer zu hören. Wie das Verteidigungsministerium mitteilte, nahmen Soldaten am Sonntag auch die strategisch wichtige Stadt Oddusuddan im Distrikt Mullaitivu ein. Die etwa 260 Kilometer nordöstlich von Colombo gelegene Stadt sei von den Befreiungstigern als Logistikzentrum genutzt worden, hieß es.

Ziel: Kriegsende

Das Territorium der LTTE schrumpfe mit jedem Tag, sagte Generalmajor Jagath Dias am Sonntag. "Das Ziel, diesen Krieg zu beenden, liegt nicht mehr in weiter Ferne." Der Kommandant zeigte das isolierte und inzwischen verlassene Gebiet um Kilinochchi einigen Journalisten. Die LTTE kontrolliert noch immer den Nordosten Sri Lankas.

Die Tamilentiger kämpfen auf der Insel im Indischen Ozean seit einem Vierteljahrhundert für einen eigenen Staat. Sie werfen den politisch dominierenden Singhalesen vor, die Minderheit der Tamilen zu benachteiligen. Bei den Auseinandersetzungen kamen bisher mehr als 70.000 Menschen ums Leben, mussten fliehen.  (APA/Reuters/AFP/AP/dpa)