Genau genommen ist es nicht der Klimawandel direkt, der den Bestand der Eisblumen gefährdet - sondern die Maßnahmen gegen ihn.

Foto: David

Auch diese Blume muss wegen des Klimawandels auf die Rote Liste der gefährdeten Arten gesetzt werden. Sie ist kurzlebig, äußerst wärmeempfindlich, gedeiht nur bei extremen Temperaturen und ist genießbar. Zumindest ist den Kindern früher nie etwas Gröberes passiert, wenn sie die Eisblumen vom Fenster geschleckt haben.

Genau genommen ist es nicht der Klimawandel direkt, der den Bestand der Eisblumen gefährdet - sondern die Maßnahmen gegen ihn. An gut gedämmten Fenstern fehlt ihnen nämlich jegliche Lebensgrundlage. Sind die Fensterflächen innen nimmer kalt, kann sich die warme Innenraumluft an ihnen nimmer abkühlen und somit auch nimmer Wasser lassen. Sozusagen. Womit zwei wichtige Voraussetzungen fehlen: Ohne Kälte und ohne Wasser - kein Eis.

Vor ein paar Tagen allerdings wurden wieder ein paar wunderschöne Exemplare gesichtet: Auf der Straße, auf öffentlichem Glas, auf den Scheiben einer Wartehütte. Da blühten sie, dass es nur so eine Pracht war.

Allerdings nur kurz. Denn Freitagfrüh waren die Eisblumen von den Scheiben schon wieder verschwunden. Und das, obwohl wir in der unwirtlichen Eiseskälte immer noch bibberten und schepperten wie die Kluppensackerl. Vielleicht war die Luft nach den vielen Kältetagen einfach zu trocken, um noch Feuchtigkeit für die Frierblumen abgeben zu können. Die abplattelnde Gesichtshaut und die gesprungenen Lippen untermauern diese These. (Roman David-Freihsl/DER STANDARD-Printausgabe, 3.1.2009)