Wien - Die schwer von der Betrugsaffäre um den US-Finanzzampano Bernard Madoff getroffene Bank Medici wurde 1984 von der Wiener Bankerin Sonja Kohn gegründet. Die 60-Jährige Investmentbankerin gilt als brillante Netzwerkerin, die Madoff laut "Financial Times" (FT) bereits in den 1980er Jahren kennengelernt haben soll. Im Geschäftsjahr 2007 machte das kleine Geldinstitut mit Sitz in der Wiener Innenstadt mit gut einem Dutzend Beschäftigten ein Betriebsergebnis von 801.881 Euro und einen Jahresgewinn von 472.299 Euro. Die Bilanzsumme belief sich auf 28 Mio. Euro. Das Hauptgeschäft machte die Privatbank mit Fonds - mutmaßlich mehr als 3 Mrd. Dollar wurden bei Madoff investiert.

Allein der von der Bank Medici vermittelte Fonds Herald USA kommt auf zirka 2,5 Mrd. Dollar, der Thema International Fund auf etwa 1,1 Mrd. Dollar. Die Bank Medici ist keine Retail Bank für Privatkunden, sondern arbeitet als Merchant Bank fast ausschließlich für internationale Investoren und Anleger. Dementsprechend sind 93 Prozent des "Herald USA Funds" und des "Herald Luxemburg Funds" - ins Ausland gegangen. Herald war das Vorzeigeprodukt der Medici Bank, das mehrmals international ausgezeichnet wurde. Vor kurzem errang der "Herald USA Segregated Portfolio One" beim "Germany's Hedge Fund Award 2008" den ersten Platz in seiner Kategorie, wie die Bank am 24. November stolz verkündete.

Die Provisionserträge der Medici Bank machten im Jahr 2007 rund 9,7 Mio. Euro aus. Aus der Vermittlung von Investoren für den Thema Fund lukrierte das Nobel-Institut 4,6 Mio. Euro. Der Herald Fund brachte 2,9 Mio. Euro und der Primeo Fund der Bank-Austria-Fondstochter Pioneer 835.000 Euro an Gebühren. Diese drei Fonds hängen zumindest indirekt an Madoff-Produkten. Den Primeo-Fonds hat Kohn selbst "erfunden".

Kontaktbörse

Kohn werden unter anderem zum ehemaligen Bank-Austria-Boss Gerhard Randa und zum Ex-Chef der Wiener Börse, Stefan Zapotocky, enge Kontakte zugeschrieben. Unter Zapotockys Zeit beriet Kohn die Wiener Börse bei Kooperationen mit ausländischen Handelsplätzen. Für die Beratung des von 1996 bis 2000 amtierenden Wirtschaftsministers Johann Farnleitner (V) wurde ihr sogar das Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich verliehen. Farnleitner zählt, ebenso wie der frühere SP-Finanzminister Ferdinand Lacina, zu den prominenten Aufsichtsräten der kleinen Bank. Aufsichtsratschefin ist Kohn selbst. Mit einem Viertel beteiligt ist die Bank Austria.

Die Geschäftsbeziehung zu Finanz-Guru Madoff sei maßgeblich für die Entwicklung der Bank Medici gewesen, so die FT. Die Wienerin soll Fonds, die sich nun als Teiles eines riesigen Schneeballsystems herausgestellt haben, mitentwickelt haben.

Heute pendelt Kohn laut "Standard" zwischen Österreich, der Schweiz, USA und Italien hin und her. Ein Jahr nach der Gründung der Bank Medici wanderte sie in die USA aus. Dort zog sie gemeinsam mit ihrem Mann die Fondsgesellschaft Eurovaleur auf und eignete sich ihr Finanzwissen an. Zuvor war Kohn für die Bank Austria bzw. deren Vorgängerinstitute aktiv gewesen. Zu Kohns Klientel gehörten und gehören gehobene Privatkunden aus aller Welt, so dem Vernehmen nach auch aus Israel, dem arabischen Raum, Südamerika und aus Russland.

Die Bankbezeichnung "Medici" ("Ärzte") hat nichts mit der gleichnamigen italienischen Adelsfamilie zu tun. (APA)