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Bitte alle einsteigen, Zug fährt ab. Mit dem Superzug "Frecciarossa" will Trenitalia wieder Gewinn einfahren.

Foto: Reuters

Mailand - Die neue Hochgeschwindigkeitsverbindung zwischen Mailand und Rom hat wie ein Blitz eingeschlagen. Ein Drittel mehr Passagiere nutzten seit der Inbetriebnahme am 13. Dezember den neuen Superzug "Frecciarossa" (Roter Pfeil). Dieser legt die rund 600 km lange Strecke Mailand-Rom in dreieinhalb Stunden zurück.

Für die Fluggesellschaft Alitalia ist damit ein ernst zu nehmender Konkurrent entstanden. Denn der Chef der Staatsbahnen, Mauro Moretti, will auf dieser äußerst rentablen Strecke einen Marktanteil von bis zu 40 Prozent erreichen. Nicht nur gegenüber dem Flug-, sondern auch gegenüber dem Straßenverkehr dürfte die Bahn nun zusätzlichen Boden gutmachen.

"Frecciarossa" ist bereits zum Status Symbol geworden. Schon in einem Jahr ist dank der Fertigstellung des Teilstücks zwischen Bologna und Florenz ein weiterer Zeitgewinn von einer halben Stunde vorgesehen. Dann wird sich die gesamte Hochgeschwindigkeitslinie ohne Unterbrechung bereits von Turin über Mailand bis nach Neapel und Salerno erstrecken.

Als Konkurrenz für den Trenitalia-Zug gilt nur der neue "Ferrari-Luxuszug", den Fiat-Präsident Luca di Montezemolo gemeinsam mit den französischen Staatsbahnen angekündigt hat. Dieser soll 2011 Fahrt aufnehmen.

Die italienischen Staatsbahnen bisher durchwegs mit leistungsschwacher Infrastruktur in Verbindung gebracht. Nun punkten sie mit ihren Superzügen. Geschäftsleute ziehen es neuerdings vor, vom Zentrum Mailands in das Zentrum Roms per Bahn zu reisen, ohne auf den langwierigen und kostenaufwendigen Zulieferdienst der Airports angewiesen zu sein.

Der Preis für eine Ticket 1. Klasse im "Frecciarossa" kostet zwischen Mailand und Rom 97 Euro. Damit liegt der Fahrpreis für vergleichbare Strecken zwar höher als im Nachbarland Frankreich, ist aber gegenüber den Flugpreisen wettbewerbsfähig.
Moretti versprach auch, dass die Bahn ihre Bilanz mit Gewinn abschließen wird. Noch 2006 machte der Verlust knapp eine Milliarde Euro aus. Der rigorose Personalabbau und Kosteneinsparungen führen zu Protesten. Vor allem die Pendler beklagen, dass sie zum Stiefkind degradiert wurden.

Zahlreiche Strecken wurden in den letzten Monaten infolge gestrichen. 90 Prozent des Passagierverkehrs werden von Pendlern bestritten. Im Kreuzfeuer der Kritik stehen auch die Kosten. Die Superschnellstrecke Turin-Salerno soll mit 35 Mrd. Euro fast viermal so viel kosten als ursprünglich geplant war. Die Kosten je Kilometer liegen sechsmal über den Vergleichskosten in Spanien. (Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand, DER STANDARD, Printausgabe, 2.1.2009)