Dass ein großer Mobilfunkanbieter zurzeit

mit Ausschnitten aus Panzerkreuzer Potemkin Werbung macht (Ansichtssache), mag ja noch angehen.
Wir haben alle gelernt, dass aus den schweren Zeichen noch jeder Revolution über die Jahre immer auch eine Leichtigkeit entsteht, die nicht nur im unzerstörbaren freien Markt des Kontoüberziehungsrahmens begründet liegt.

Foto: Publicis

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Siehe auch Che Guevara

und sein weltweiter Siegeszug auf T-Shirts. Gerade mit der Verramschung von Ideologien kann ja auch erst deren Relativierung und Bewältigung eintreten.

Foto: EPA/Estevez

Wirklich schlimm aber wird es,

wenn unsere Kinderhelden missbraucht werden und so nachträglich ganze Weltwunschgebilde einmal unschuldiger Geschöpfe nachträglich kaputtgemacht werden. Ich meine, welcher Fürwitz hat die dafür verantwortliche Werbeagentur geritten, als er die Barbapapas jetzt für den TV-Spot eines Geldinstituts einspannte?!

Foto: Jung von Matt/Donau

War es nicht gerade der Traum eines selbstbestimmten Lebens

als bunte, kugelrunde Hippiekommune in Wald und Flur mit Blumen im Haar und ohne Kreditkarte, dafür aber mit "Sich verändern, wie sie wollen, dick oder dünn", der Kinderherzen damals in den 70er-Jahren von einer besseren Welt träumen ließ? "Kommt und besucht mal Barbapapa!"

Foto: Jung von Matt/Donau

Und jetzt:

Leasing statt Liebe, Leitzinssatz statt leben und leben lassen. Der den Ereignissen um den Panzerkreuzer Potemkin historisch mittelbar folgende Mauerfall in einer bis dahin halbwegs fest gefügten Welt war hart genug. Den Rest geben uns heute die Barbapapas. (schach/DER STANDARD, Printausgabe vom 5.3.2003)

Foto: Jung von Matt/Donau