Montag, neun Uhr: Im Kärntner Flüchtlingsreferat in Klagenfurt drängen sich Menschen. Fast alle der derzeit 16 Saualm-Bewohner, großteils Tschetschenen, sind aus der hoch am Berg liegenden Sonderanstalt für mutmaßlich straffällige Asylwerber hergekommen. Sie sind empört und verlangen, von Flüchtlingskoordinator Gernot Steiner empfangen zu werden.

Wütend und aufgebracht sind die Flüchtlinge, weil sie völlig abgeschieden auf der Saualm in ihrem Quartier ausharren müssen. Auch Traumatisierte, die unter massiven Angstzuständen leiden, seien unter ihnen, berichtet Flüchtlingsbetreuer Siegfried Stuppnig vom Verein Aspis. "Die Leute haben Angst. Sie werden von privaten Securityleuten angehalten und perlustriert. Das lässt die Erinnerung an die Verfolgung in ihrem Heimatland wieder mit voller Wucht aufbrechen." Auch die Tatsache, völlig von der Außenwelt abgeschieden zu sein, sei traumatisierend. Stuppnig wirft dem Flüchtlingsreferat zudem vor, dass es keine psychologische Betreuung für traumatisierte Flüchtlinge auf der Saualm gebe.

"Kommt immer wieder vor"

Flüchlingskoordinator Gernot Steiner bestätigte dem STANDARD, dass ihn "rund zehn" Asylwerber von der Saualm am Montag aufgesucht hätten: "Es kommt immer wieder vor, dass sich Asylwerber über ihre Quartiere beschweren", sagt er. Das größte Problem auf der Saualm sei die Abgeschiedenheit. Doch die sei für straffällig gewordene oder mutmaßlich kriminelle Asylwerber vom Land eben so gewollt. Steiner: " Ich muss die Leute separieren, um sie daran zu hindern, weiter straffällig zu sein." Bei den Saualm-Bewohnern handle es sich um Gewalt- und Drogentäter, um Weggewiesene, aber auch um Asylwerber, die kleinerer Ladendiebstähle verdächtigt würden.

Steiner bestätigt, dass die Asylwerber von einer Security perlustriert werden. Andere Quartiere für die Flüchtlinge gebe es nicht - weder in Kärnten noch in einem anderen Bundesland. Tatsächlich ist die Grundversorgung für Asylwerber an das jeweilige Bundesland und in Kärnten zudem an das jeweilige Quartier gebunden. (Elisabeth Steiner/DER STANDARD-Printausgabe, 23.12.2008)