Bild nicht mehr verfügbar.

Der US-Investor Bernard Madoff war an der Wall Street vor allem den Reichsten der Reichen bekannt, deren Geld er veranlagte.

Foto: AP

NewYork/Wien - Für österreichische Anleger könnte die Verhaftung des Hedgefonds-Gurus Bernard Madoff dramatische Folgen haben. Denn Investmentfonds des unter Milliarden-Betrugsverdachts stehenden US-Fondsmanager sind auch in Österreich verkauft worden. Dazu zählen die Primeo-Fonds, die vor allem von der Bank Austria vertrieben wurden - etwa der von Pioneer Alternative Investments aufgelegte Primeo Executive Fund USD. Auch die von der Wiener Bank Medici (gehört der Bank Austria und der Aufsichtsratsvorsitzenden Sonja Kohn) vertriebenen und von Madoff gemanagten Herald-Fonds könnten unter Druck kommen. "Experten erwarten einen Totalverlust", sagte ein Insider zum STANDARD.

Tritt dieses Szenario tatsächlich ein, droht ein Mega-Schadensfall. Allein im Fonds Herald USA (Euro Class) ist laut einem Fonds-Factsheet eine Milliarde Euro veranlagt. Dazu kommen zwei Primeo-Fonds mit jeweils mehr als 200 Mio. Euro Volumen. Gemeinsam mit anderen Veranlagungen dürfte das Engagement der Hedgefonds-Sparte von Pioneer aber weit größer sein.

Strategie blieb ein Rätsel

Die Fonds haben sich durch eine stabile Rendite ausgezeichnet, die Anlagestrategie sei aber nie bekannt gewesen, geben Anleger am Freitag zu Protokoll. Das Mindestinvestment dieser Fonds hat rund 50.000 US-Dollar bzw. 50.000 Euro betragen. Angeblich haben einstige hochrangige Bank-Austria-Manager viel Geld investiert.

Der seinerzeit von der Bank Austria aufgelegte Primeo Select wurde von Madoff selbst geleitet, derzeit wird Pioneer als Manager angeführt. Weder vom Bankhaus Medici noch von Pioneer waren Stellungnahmen zu erhalten.

Anleger in "großer Panik"

Der 70-jährige Madoff ist an der Wall Street vor allem bekannt bei den Reichsten der Reichen und den Managern von Pensionsfonds. Der Ex-Chairman der Technologiebörse Nasdaq legte deren Vermögen in seinem Hedge-Fonds an. Wie sich nun herausstellt, könnte das Geld perdu sein. Am Donnerstag wurde Madoff wegen des Verdachts des Milliardenbetrugs festgenommen. Ihm wird vorgeworfen, Investoren um bis zu 50 Mrd. Dollar (37 Mrd. Euro) betrogen zu haben.

Die Nachricht schickte Schockwellen durch die vermögenden Wohnorte in New York, Florida und anderen Enklaven der US-Geldelite, die ihr Vermögen Madoff anvertrauten. In den Country Clubs von Palm Beach wurde es sogar als Prestige angesehen, sein Vermögen in Madoffs Fonds angelegt zu haben. Ira Roth, der in New Jersey residiert, erklärte dem Wall Street Journal, dass seine Familie eine Million durch Madoff investiert hat und in "großer Panik" sei.

Schneeballsystem

Als zwei FBI-Agenten Madoff in seinem Apartment in New York verhafteten, sagte er, dass er keine "Entschuldigung" parat hätte. Es wäre allein seine Schuld, denn "ich bezahlte Leute mit Geld, das es gar nicht gibt, im Grunde war es ein riesiges Schneeballsystem." Nach diesem werden Investoren Renditen versprochen, die nicht erwirtschaftet werden, sondern nur auf dem Papier existieren und mit dem Geld neuer Anleger bezahlt werden. Brechen neue Anleger weg oder verlangen Investoren ihr Geld zurück, bricht das System zusammen.

Sollte sich die Summe bewahrheiten, wäre dies einer der größte Betrugsskandale in den USA, vergleichbar mit dem Kollaps des Energieunternehmens Enron 2001.

Madoff hat seine Firma Bernard L. Investment Securities 1960 gegründet, sie soll über mehr als 700 Mio. Dollar Kapital verfügen. Ausgeführt werden vor allem Online-Orders von Großfirmen wie der CitiGroup. Täglich wurden bis zu 50 Mio. Aktien bewegt. (as, bpf, rine, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13./14.12.2008)