"Schindlers Liste", "James Bond", "Das Leben ist schön", "Spider-Man" - im 1000-teiligen Puzzle eines dänischen Zeichners wird Auschwitz von Filmsettings umringt.

 

Wien - Laut Kurzbeschreibung auf der Rückseite der Puzzleschachtel "übersetzt" der Däne Jorgen Elgard "jede Art von Information in Zeichnungen". Im Fall des von ihm gestalteten Puzzles "Yogi - Impossible Story", das Libro im Sortiment hat, wäre es dem Handelsunternehmen wohl lieber gewesen, er hätte den Zeichenstift erst gar nicht in die Hand genommen.

Denn was sich Elgard unter dem Motto "From Titanic to the Moon" an "Informationsmix" in 1000 Teilen ausgedacht hat, ist mehr als fragwürdig. Da jubeln etwa Sportler auf einem Siegerpodest - und schauen dabei auf den Hof eines Konzentrationslagers, während Spider-Man und James Bond auf einem Güterzug voller deportierter Menschen herumturnen. Gleich daneben werden Menschen in eine Art Backofen geschoben, vor dem eine Gaskammer mit Sichtfenster aufgestellt ist.

Weder bei Libro, wo ein Standard-Leser das Puzzle entdeckt hatte, noch beim Spielzeughersteller Clementoni, dessen Logo auf dem Puzzle prangt, kann man sich auf Nachfrage erklären, wie dieses Produkt in den Verkauf gelangen konnte.

"Ich bin einigermaßen entsetzt über dieses Bild", sagt Michael Radzio, deutscher Vertriebsleiter bei Clementoni. "Keiner von uns kennt das Puzzle, auch in unserer Zentrale in Italien hat niemand jemals dieses Motiv gesehen." Da habe wohl jemand illegalerweise das Clementoni-Logo verwendet, mutmaßt Radzio. "Wir werden einen Anwalt einschalten." Auch bei Libro zeigt man sich betroffen. "Wir haben diese Puzzle vor kurzem als Puzzle-Mix von Clementoni bezogen, ohne die Einzelmotive im Detail zu kennen", heißt es aus der Libro-Zentrale. "Nach Ihrer Anfrage haben wir unser Sortiment sofort geprüft. Das besagte Produkt wird sofort aus dem Sortiment genommen, da es nicht den Unternehmenswerten entspricht."

Auch vom Künstler - neben ein paar persönlichen Daten befindet sich ein Foto von Jorgen Elgard auf der Puzzleschachtel - will niemand jemals gehört haben. Und selbst Google spuckt keine genauen Informationen über den Zeichner aus. Zu hinterfragen ist auch, warum der Zeichner Auschwitz mit Filmzitaten, etwa aus "Das Leben ist schön" oder "Schindlers Liste", spickt und in die Nähe von Fantasiefiguren wie James Bond und Spider-Man rückt.

Entsetzen bei Opferverbänden

"Das ist pietätlos und eine unvergleichliche Verhöhnung der Opfer", zeigt sich der Vorsitzende des Mauthausen Komitees Österreich, Willi Mernyi, fassungslos. Man müsse unbedingt überprüfen, ob auch andere Geschäfte das Puzzle anbieten. Schon alleine wegen der abgebildeten Hakenkreuze stelle sich auch die Frage, ob man den Hersteller nach dem Verbotsgesetz anzeigen könne.

Genau das rät der Rechtsanwalt Gabriel Lansky. "Das muss genauestens analysiert und sofort der Staatsanwaltschaft übermittelt werden. Das ist zweifellos eine Verniedlichung des Nationalsozialismus und fällt unter das Verbotsgesetz Paragraf 3 g", sagte Lansky zum Standard.
(Colette M. Schmidt, Martina Stemmer, DER STANDARD Printausgabe, 12.12.2008)