Jetzt ist es also amtlich: Ab 1. 9. 2009 wird EU-weit der Verkauf von 100-Watt-Glühbirnen und schon bald darauf aller Glüh- und Halogenlampen verboten.
Bemerkenswert: Ab 2009 sind im EU-Raum auch die meisten Produkte, die Quecksilber enthalten, untersagt - aus gutem Grund, wie der entsprechenden Richtlinie des EU-Parlaments zu entnehmen ist: "Quecksilber und seine Verbindungen sind hochgiftig für Menschen, Ökosysteme und wild lebende Tiere." Dennoch ist eine Branche vom Verbot ausgenommen: die Lampenindustrie.
Dazu ein paar Daten: Jede der Energiesparlampen, die die Glühbirnen ersetzen sollen, enthält bis zu 5mg Quecksilber; 1mg reicht aus, um 5300 Liter Trinkwasser zu verseuchen. Das Einatmen von Quecksilberdämpfen führt bereits in kleinsten Dosen (0,1 bis 1mg täglich) zu chronischen Vergiftungen, da 80 Prozent des eingeatmeten Quecksilbers vom Körper aufgenommen und nur circa 20 Prozent wieder ausgeatmet werden. Was Konsumenten kaum bewusst ist: Da 90 Prozent aller Energiesparlampen aus österreichischen und deutschen Privathaushalten im Hausmüll landen und die Müllverbrennungsanlagen Quecksilber nicht herausfiltern können, entweicht alles in die Atmosphäre. - Woher soll man das auch wissen? Auf den Verpackungen der Sparlampen gibt es nur das Symbol eines durchgestrichenen Mistkübels. Auf den Quecksilbergehalt wird nicht hingewiesen.
Nun zum Energieverbrauch: Die meisten Hersteller geben an, dass eine 11-W-Sparlampe eine 60-W-Glühbirne ersetzt. De facto erzeugen 60-W-Glühbirnen einen Lichtstrom von ca. 700lm, Sparlampen maximal einen von 600lm, immerhin 14 Prozent weniger als behauptet. Punkt zwei: Während selbst die billigste Glühlampe wegen ihrer einfachen Konstruktion nicht mehr als den angegebenen Strom verbraucht, ist das bei Sparlampen keineswegs so selbstverständlich. Die Stiftung Warentest hat in ihrem letzten Prüfbericht sogar eine 10-W-Sparlampe für 9,45 Euro gefunden, die tatsächlich 68 Watt verbrauchte. Sicher eine Ausnahme, wie aber soll man die Angaben auf der Verpackung überprüfen?

Tückisches Spektrum

Punkt drei: Vor kurzem erschien eine von der britischen Regierung in Auftrag gegebene Vergleichsstudie zum Gesamtenergieverbrauch in geheizten Räumen. Verglichen wurden Wohnzimmer, die einmal mit Sparlampen und dann mit Glühbirnen beleuchtet wurden. Resultat: Die "konventionell" erhellten Räume verbrauchten weniger Energie. - Aus zwei Gründen: Letztlich wird der gesamte Energieverbrauch einer Lampe in Wärme umgesetzt, der höhere Stromverbrauch der Glühbirne entlastet die Heizung. Dazu kommt ein psychologischer Faktor: Da im Lichtspektrum der Sparlampen die roten Anteile unterrepräsentiert sind, empfindet der Mensch seine Umgebung als kühler - und dreht die Heizung höher.
Dieses Lichtspektrum hat aber noch andere Tücken: Während das der Glühbirne ein homogenes ist - vergleichbar jenem der auf- oder untergehenden Sonne -, hat das Spektrum der Sparlampen einige Spitzen und die Frequenzen dazwischen fehlen. Eine halbwegs natürliche Farbwiedergabe ist daher nicht möglich. Und: Viele Sparlampen flimmern. Wenn die Regelelektronik keine höhere Frequenz erzeugt, "blitzen" sie 50-mal pro Sekunde, das liegt zwar im Randbereich der Wahrnehmung, erzeugt aber auf jeden Fall Stress.
Die Erforschung der gesundheitlichen Auswirkungen dieses uns Menschen fremden Lichts steht erst am Anfang, es gibt aber schon Hinweise darauf, dass es hormonelle Störungen, Schwindel und neurologische Probleme auslösen kann. - Faktum ist: Sparlampen erzeugen elektrische Wechselfelder. Sie unterliegen dabei keiner Norm wie zum Beispiel Bildschirme. Unter einem Abstand von 1,5m sollten sie auf keinen Fall eingesetzt werden, da erst ab dieser Entfernung der Elektrosmog auf den Wert der Bildschirmnorm sinkt.
Noch gibt es eine Alternative, die ein Drittel weniger Strom verbraucht als Glühlampen, eine längere Lebensdauer hat, kein Quecksilber enthält, ein sonnenähnliches Spektrum aufweist und keinen Elektrosmog erzeugt: Hochvolt-Halogenlampen in Glühbirnenform. Aber auch die sollen ja ab 2016 verboten werden ...
Fazit: Schön wär's, wenn der Klimawandel so einfach aufzuhalten wäre - aber wie es ausschaut, läuft die EU-Initiative auf nichts anderes hinaus als auf den Versuch, mit grünen Argumenten ein profitables Produkt durchzusetzen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 12.12.2008)