Schreiben über die Europäische Union. Bis zu 12 Redakteure von Schülerzeitungen aller Schultypen ab der 9. Schulstufe können an den Europa-Medienworkshops teilnehmen. Organisiert werden die dreitägigen Veranstaltungen vom Bund Europäischer Jugend in Zusammenarbeit mit dem Unterrichtsministerium. Insgesamt gibt es 10 Termine im laufenden Schuljahr.

Foto: derStandard.at/Honsig

Workshopleiter Lahodynsky bespricht die entstandenen Texte. Die werden nach dem Workshop auf derStandard.at veröffentlicht. Am Ende des Schuljahres werden aus allen entstandenen Texten die besten von derStandard.at ausgewählt.

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Stärkung nach der Arbeit. Der erste der zehn Workshops waren laut den TeilnehmerInnen "anstrengend, aber spannend".

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EU-Parlamentarier Johannes Voggenhuber ...

... und der Bundesvorsitzenden der Europäischen Föderalisten Österreichs Friedhelm Frischenschlager.

Für die meisten hier ist Schreiben eine ganz natürlich Sache. Sie machen es gern, sie machen es regelmäßig, und irgendwann soll es vielleicht sogar einmal ihr Job werden. Mal sehen, das hat noch Zeit. Denn schließlich gehen sie alle noch zur Schule, und das Schreiben für die Schülerzeitungen ihrer Schulen ist bis jetzt nur ein Hobby. Der EU-Workshop allerdings, auf dem sich zehn JungredakteurInnen an diesem Wochenende zusammengefunden haben, ist alles andere als eine Freizeitbeschäftigung. "Anstrengend, aber sehr spannend," erzählt Sarah, wären die beiden Tage bisher gewesen, an denen sich die Jugendlichen ganz und gar dem Thema EU journalistisch widmeten. Jetzt ist zuerst mal Mittagessen angesagt, und dann kommt hoher Besuch: EU-Parlamentarier Johannes Voggenhuber hat sich angesagt.

Am Vormittag haben die Jugendlichen schon ihre Laptops zum Glühen gebracht. Ihre Artikel liegen fein säuberlich ausgedruckt vor Workshop-Leiter und Profil-Redakteur Otmar Lahodynsky. Der ist zufrieden mit den Texten, spart aber auch nicht mit konstruktiver Kritik. Schließlich sollen die Jugendlichen hier was lernen. Aber im Endeffekt ist es wichtiger, die Themen zu diskutieren, als die Beistriche richtig zu setzen, hebt einer der jungen EU-Profis seine Stärken hervor. 

Von Gurken, Schengen und Kaffee

EU-Themen finden, einschätzen und aufarbeiten, diese Aufgabe hat den 12 JungredakteurInnen im Alter zwischen 14 und 18 Jahren aus ganz Österreich einiges abverlangt. Ob Gurkenkrümmung, Schengen-Abkommen oder "Kaffee-Affäre", keine EU-Thema, mit dem es die SchülerInnen nicht aufnehmen wollten. EU-Profi Lahodynsky streute seinen Schäfchen Blumen: "Ganz tolle SchülerInnen." Die sind geschmeichelt und auch ein bisschen beunruhigt, dass ihre Texte eventuell die halbe Welt nachlesen kann. Mit im Workshop-Package nämlich: Die Artikel der besten JungjournalistInnen werden auf derStandard.at veröffentlicht. Nach dem letzten Workshop wird der Siegertext ermittelt.

Wählen mit 16

Ihre LeserInnen wollen die Jungredakteure die EU auf eine lebendige Art und Weise näher bringen. "Schlussendlich geht es nicht nur um die Gurkenkrümmung, sondern um die Menschen", schreibt Sarah und trifft den Nagel in den Augen ihrer MitschreiberInnen auf den Kopf. "Genau darum geht es".

Worum es geht, das müssen die SchülerInnen auch wissen, denn die meisten von ihnen dürfen bei den EU-Parlamentswahlen Anfang Juli bereits wählen. Bis auf David haben das auch alle vor. Er, das Kücken der Gruppe, wird erst 2010 16 Jahre alt und ist noch nicht wahlberechtigt. Dass Österreich das einzige EU-Land ist, in dem bei diesen Wahlen schon 16-Jährige ihr Kreuz machen dürfen, erstaunt die meisten hier. Sie fühlen sich sehr wohl fähig zu entscheiden, was sie an der EU gut oder schlecht finden. "Uneingeschränktes Reisen", darüber herrscht Einigkeit, ist einer der größten Vorteile der Union. Dass Österreich in seiner Souveränität eingeschränkt werden kann, darüber werden die Köpfe besorgt gewiegt.

Am Nachmittag hat sich ein hoher Gast angesagt. Nach Friedhelm Frischenschlager am Vortag werden die Jugendlichen jetzt auch EU-Parlamentarier Johannes Voggenhuber kennen lernen. Er steht den ambitionierten JungjournalistInnen Rede und Antwort. Lässt sich geduldig über den Kaffeeskandal ausfragen und erklärt das internationale Parkett in Brüssel. Ob die Jungs und Mädels das EU-Urgestein vorher schon gekannt haben? "Dem Namen nach." So nah ist die EU dann doch nicht. Aber sie kommt näher. (mhe, derStandard.at, 8.12.2008)