Ein zwei Jahre alter Blogeintrag des rechtskonservativen Stadtabgeordneten Jussi Halla-aho und eine Strafanzeige haben in Finnland eine lebhafte Debatte über Einwanderung und Kriminalität entfacht. In seinem Beitrag mit dem Titel "Multikultur und Frauen" hatte Halla-aho, der für die populistischen "Wahre Finnen" in der Helsinkier Stadtversammlung sitzt, im Dezember 2006 eine Verbindung zwischen wachsenden Einwandererzahlen und der Zunahme von Vergewaltigungen hergestellt.

Empörung über Vergewaltigungs-Aufruf

Politikerinnen der Grünen erstatteten Strafanzeige, da der letzte Absatz zu Vergewaltigungen auffordern würde. "Die Vergewaltigungen werden auf jeden Fall zunehmen", fasste der 37-jährige Sprachwissenschaftler seinen Beitrag zusammen. Und da immer mehr Frauen vergewaltigt würden, "hoffe ich eindringlich, dass in den Krallen der Beutemacher, die ihre Opfer zufällig auswählen, die richtigen Frauen bleiben: grün-linke Weltverbesserer und ihre Wähler." Später entfernt wurde der Satz, dass er sich darüber freuen würde, wenn die Einwanderer die Grünen-Abgeordnete Rosa Meriläinen vergewaltigen würden.

"Sarkastische Analysen"

Der Parteichef der "Wahren Finnen", Timo Soini, hat den Beitrag inhaltlich nicht kritisiert. Er würde aber eine solche Sprache nicht verwenden. "Es sind lange, begründete, recht sarkastische Analysen, die man in ihrer Gesamtheit lesen muss", sagte Soini am Wochenende der öffentlichen Rundfunkanstalt Yle.

Einwandererkritischer Blog

Mit seinem einwandererkritischen Blog, der täglich von mehreren Tausend Besuchern gelesen wird, scheint Halla-aho eine verbreitete Meinung öffentlich zu äußern. Bei einer Internetumfrage der Tageszeitung "Helsingin Sanomat" am Sonntag erklärten zwei Drittel der Umfrageteilnehmer, dass sie die Kritik des Rechtspolitikers an der Einwandererpolitik für gerechtfertigt halten.

Kritik auch an anderem Eintrag

Die Polizei erwägt unterdessen, ob sie Halla-aho wegen eines anderen Blogeintrags von 2003 den Waffenschein entziehen soll. Damals schrieb er, dass er einen Moment überlege, seine Pistole zu holen und Schwulen in den Kopf zu schießen. Er habe sich davon distanziert und den Eintrag gelöscht, verteidigt sich Halla-aho, der sich als Opfer einer Treibjagd fühlt. (APA)