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Warm anziehen heißt es auch für die Oligarchen.

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Moskau braucht mehr Superhelden - vor allem solche, die trotz Finanzkrise bereit sind, viel Geld auszugeben. "Jeder, der heute abend hierhergekommen ist, um im Luxus zu schwelgen, ist ein Superheld", versicherte Xenia Sobtschak, die russische Paris Hilton, den 10.000 Gästen, die zur Eröffnung der vierten Moskauer Millionärsmesse die "Nacht der Superhelden" feierten. Trotz reichlich Gratis-Champagner hielt sich die Kauflaune der Millionäre jedoch in Grenzen.

Vorbei sind die Zeiten, als einer der reichsten Russen zu Silvester eine Privatparty für 600 Leute schmiss, bei der Christina Aguilera, Shakira und Sarah Brightman auftraten. Für eine einstündige Performance verlangen diese internationalen Popstars schon einmal eine Gage von rund zwei Millionen US-Dollar.

Es ist nicht so, dass den Oligarchen das Geld ausgegangen ist, sagt Floris Douwes, Geschäftsführer der Luxusevent-Agentur General Entertainment Associates: "Sie zögern nur derzeit damit, große Parties zu schmeißen, weil das an die Presse durchsickern könnte. Und der Kreml würde das nicht gerade gutheißen", sagte Douwes. In Zeiten, in denen die Unternehmer Gehälter kürzen und Mitarbeiter abbauen, seien keine dekadenten Partys, sondern Zurückhaltung gefragt.

Viele Superreiche

In keiner Stadt der Welt gibt es mehr Superreiche als in Moskau. Laut Forbes leben in der russischen Hauptstadt 74 Dollar-Milliardäre und mehr als 80.000 Millionäre. Seitdem die Finanzkrise der Moskauer Börse jedoch ein Minus von 70 Prozent bescherte, müssen auch die russischen Superreichen leisertreten. Die Weltbank rechnet, dass die Oligarchen seit Mai an der Börse rund 300 Milliarden US-Dollar verloren haben.

Noch im Sommer waren Yachten der letzte Schrei in Moskau. Einige Monate später sind Motoryachten wie die 18 Meter lange Princess zu Ladenhütern geworden. Premier Yachts bietet seine Yachten bereits im Doppelpack an. Auch beim US-Privatflugzeughersteller Gulfstream macht sich die Krise bemerkbar. "Wir haben zwar bis jetzt noch keine Stornierung erhalten und sind bis zum Jahr 2016 mit bestehenden Aufträgen ausgelastet, aber es kommen auch keine neuen Aufträge herein", sagte die Gulfstream-Vertreterin Nadija Klepowa. Der letzte Vertrag wurde im August unterzeichnet. (Verena Diethelm aus Moskau, DER STANDARD, Printausgabe, 1.12.2008)