Wien - Rheuma ist im Volksglauben eine "Alterskrankheit", kann aber genauso junge Menschen treffen. In Österreich sei eines von 1.000 Kindern vom kindlichen Rheuma (Juvenile idiopatische Arthritis) betroffen, insgesamt gebe es etwa 1.600 Erkrankte, gab Christian Huemer, Leiter der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde am Landeskrankenhaus Bregenz an. Damit sei die Häufigkeit der Krankheit in etwa gleichauf mit der kindlichen Diabetes.

Das Krankheitsbild von Kindern und Erwachsenen zu vergleichen, ist nur bedingt möglich: "Die Ausprägung ist teilweise ganz anders als beim Erwachsenen", verdeutlichte Huemer. "Vom Kleinkindesalter, etwa ab dem zweiten Lebensjahr, bis zum Jugendlichen kann das kindliche Rheuma auftreten", sagte Helga Schacherl, Leiterin der Kinderrheuma-Ambulanz am Preyer'schen Kinderspital in Wien. Rheuma trete in verschiedenen Formen auf und je nach Ausprägungsart gebe es eine spezifische Geschlechterverteilung und sogenannte "Altersgipfel".

"Schonhaltung"

Da die Erkrankung weder durch ein Röntgenbild noch durch eine Laboruntersuchung nachgewiesen kann, ist der Weg bis zur Diagnose oft lang. Kinder würden anders mit Schmerzen umgehen als Erwachsene und könnten diese auch nicht so gut beschreiben, erklärte Huemer. Wenn einem Kind etwas wehtue, belaste es diesen Körperteil nicht und gerate dadurch in eine "Schonhaltung", die den Schmerz vermindere. Deshalb dauere es oft länger, bis Eltern überhaupt merken, dass etwas mit dem Kind nicht stimmt.

Bei Gelenksschmerzen, -schwellungen und Schonhaltungen wie etwa Hinken sollten bei Eltern die Alarmglocken schrillen. Typisch für rheumatische Beschwerden sei es außerdem, dass Schmerzen und Steifheit in der Früh am größten sind, merkte der Mediziner an. Über Nacht manifestiere sich die Entzündung und durch die stundenlange Ruhigstellung leide das Gelenk nach dem Aufwachen mehr als tagsüber.

Rasche Therapie wichtig

Ein Lichtblick für Betroffene: "Kindliches Rheuma ist nicht der Beginn einer lebenslangen Erkrankung", klärte Huemer auf. Fast immer könne die Krankheit bis zum Erwachsenenalter geheilt werden. Wichtig sei eine rasche Therapie, die sowohl eine medikamentöse Behandlung als auch die Physiotherapie mit einem erfahrenen und auf Kinder geschulten Therapeuten umfasse. Die möglichen Medikamente reichen von entzündungsmildernden, schmerzstillenden Mitteln bis zu entzündungshemmenden Präparaten, welche die Krankheit auf ihrer Basis bekämpfen. Bei Letzteren sei zwar eine sehr gute ärztliche Überwachung nötig, so Huemer, mehr als 80 Prozent der Kinder würden dadurch aber binnen weniger Jahre geheilt.

Im Alltag sollte man den Kleinen so gut es geht ein "normales Leben" ermöglichen. "Je jünger das Kind ist, desto wesentlicher ist eine normale Entwicklung und die soziale Integration in Form von Kindergarten, Einschulung, etc.", berichtete der Mediziner. Sonst leide das Kind nicht nur an Gelenksproblemen, sondern auch aufgrund seiner sozialen Situation. Dennoch müsse man individuell überlegen, wo Vorsicht angebracht sei (etwa beim Sport) und wie man das Kind am besten unterstützen könne. (APA)