Reykjavik - Angesichts der tiefgreifenden Wirtschaftskrise ihres Landes haben mehrere tausend Isländer am Samstag den Rücktritt der Regierung gefordert. Etwa 5.000 Demonstranten versammelten sich vor dem Parlamentsgebäude in Reykjavik und verlangten Neuwahlen. Ministerpräsident Geir Haarde lehnte einen Rücktritt ab. Er beabsichtige, Island durch die gegenwärtige Krise zu führen, sagte er der Nachrichtenagentur AP.

Die Demonstranten werfen der Regierung vor, die Banken nicht ausreichend kontrolliert zu haben. Dagegen sagte Haarde, er fühle sich nicht persönlich verantwortlich. Vielmehr sei die unbesonnene Expansion der Banken schuld an der Finanzkrise. Strafrechtliche Ermittlungen seien im Gange.

Für das kommende Jahr erwartet der Regierungschef keine Verbesserung der Lage, im Gegenteil: 2009 werde "ein sehr schwieriges Jahr", prophezeite Haarde im AP-Interview. Deutlich besser seien dagegen die Aussichten für 2010 - "mit positivem Wirtschaftswachstum und weniger Arbeitslosigkeit".

Die rund 300.000 Einwohner zählende Insel im Nordatlantik ist wie kein anderes europäisches Land in den Strudel der Finanzkrise geraten. Durch die Verstaatlichung von Banken und mit Hilfe ausländischer Darlehen versucht die Regierung in Reykjavik eine Staatspleite zu verhindern. Insgesamt mehr als zehn Milliarden Dollar (7,86 Mrd Euro) erhielt Island vom Internationalen Währungsfonds (IWF) sowie von mehreren europäischen Ländern. (APA/AP)