Wien - Wer als österreichischer Fußballer "quer durch den Gemüsegarten alles gemacht hat", der landet zwar nicht zwangsläufig, aber doch beim ÖFB. Der 42-jährige Thomas Janeschitz hat diesen Schritt reiflich überlegt. Ihn überkommt regelmäßig, ungefähr im Zehn-Jahres-Rhythmus, die Lust auf etwas Neues. "Das sind Entwicklungsprozesse." Am 1. Jänner 2009 tritt er den Job als Leiter der Traineraus- und Trainerfortbildung im Fußballbund an. Die Stelle ist vakant geworden, da Paul Gludovatz es vorgezogen hat, zum SV Ried, quasi in die Praxis zu wechseln. Dessen Vorgänger Gerhard Hitzel diente dem ÖFB von 1991 an, 2007 wurde er Teil des Betreuerstabs von Lok Moskau.

Janeschitz hat nun quasi den umgekehrten Weg eingeschlagen. Der Praktiker wird zum Theoretiker. Zehn Jahre lang ist er Trainer gewesen. Janeschitz drängte nicht unbedingt ins Rampenlicht, er kümmerte sich um den Nachwuchs. Bei Rapid, bei der Admira, in Frank Stronachs Akademie und zuletzt als Coach der Austria Wien Amateure in der ersten Liga. "Quer durch den Gemüsegarten. Ich durfte Talente wie Kavlak, Lukse, Okotie, Saurer oder Ulmer begleiten und fördern."

Janeschitz hat das Lehramtstudium (Sport und Mathematik) abgeschlossen, er ist folglich Magister. "Für mich völlig normal. Fußball allein war mir irgendwie zu wenig." Er war ein sehr guter, nicht unbedingt grandioser Stürmer. Janeschitz netzte zum Beispiel für den Sportklub und die Austria.

Die Gleichung

Er werde die Trainerausbildung im ÖFB nicht völlig umkrempeln. "Sie ist gut, auch ich habe alle Kurse durchgemacht und Lizenzen erworben." Dass das Ausland nicht unbedingt auf österreichische Coaches wartet, sei Fakt. "Das hängt natürlich von den Leistungen der Mannschaften ab. Da unser Fußball nicht wirklich großartig ist, wird angenommen, dass die Trainer auch keine Genies sind." Die Gleichung "guter Fußballer wird guter Trainer" stimme, so Janeschitz, natürlich nicht. "Es ist aber von Vorteil, wenn du auf hohem Niveau gekickt hast. Weil du viel mitgenommen und gelernt hast, Dinge einzuschätzen. Jeder Spieler hat unter solchen und solchen Trainern gearbeitet." Janeschitz will seinen künftigen Schülern gewisse Grundsätze mitgeben. "Respekt zeigen, Mensch sein. Autorität ist gut, wenn man sie hat und sie niemanden merken lässt. Du musst Bereitschaft zeigen, dich weiterzuentwickeln, zu lernen."

Janeschitz empfiehlt den langsamen Weg. "Gleich ins Profigeschäft einzusteigen halte ich für problematisch. Die Arbeit mit Jugendlichen ist prägend. In Wahrheit hat man da mehr Verantwortung als bei irgendwelchen Superprofis." Das Berufsbild des Trainers habe sich geändert. "Die Zeit der Diktatoren ist vorbei. Natürlich gibt es immer noch Schleifer wie den Felix Magath. Auch Peter Pacult zählt zur Sorte der Strengen." In der immer rauer werdenden Mediengesellschaft zähle mitunter mehr der Schein als der Sein. "Trainer werden zu Superstars gemacht. Der Druck steigt. Damit müssen sie umgehen können. Das wird ein Thema bei der Ausbildung sein. Was darf ich sagen? Was nicht? Welche Rolle spiele ich? In welche Ecke werde ich gedrängt?"

Ziel der Tätigkeit beim ÖFB, die Janeschitz zeitlich nicht begrenzen möchte (zehn Jahre?), sei es, vernünftige Trainer auf die Fußballplätze zu entsenden. Janeschitz: "Vielleicht gelingt es vermehrt, Teamchefs und Klubtrainer selbst zu besetzen. Das spart Zeit beim Suchen im großen Gemüsegarten." (Christian Hackl, DER STANDARD Printausgabe 29.11.2008)