Wien - Die Finanzmarktaufsichtsbehörde FMA findet es "konsequent" , dass "fast alle großen österreichischen Banken" derzeit über zusätzliche Mittel zur Stärkung ihres Eigenkapitals mit der Bundesregierung sprechen. Das sagte FMA-Vorstand Helmut Ettl am Donnerstagabend bei einem Hintergrundgespräch in Wien. Er plädierte auch dafür, dass Teile davon für die Kreditvergabe reserviert werden. Dass die Banken wegen ihrer Ost-Aktivitäten derzeit "im internationalen Fokus" stehen, hält die FMA für nicht gerechtfertigt, die Risiken im Osten würden von den internationalen Akteuren "übertrieben".

Im Zusammenhang mit Causen wie Immofinanz oder MEL, die auch die Finanzdienstleister und -berater in die Kritik gebracht haben, kritisierte FMA-Vorstand Kurt Pribil vor allem das Faktum, dass jene rund 12.000 Finanzdienstleister, die nur mit Gewerbeschein arbeiten, "nicht beaufsichtigt sind" (ein Modell, das es nur in Österreich gibt). Zudem gibt es rund 10.000 "Finanzdienstleistungsassistenten" (FDLA), die für mehrere Unternehmen arbeiten dürfen, was zu "ungenügender geschulter Beratung" führe. Auch diese FDLA (allein der AWD habe an die 700 davon) könnten "de facto nicht kontrolliert" werden, was die FMA bekämpft. Entsprechende Gespräche mit der Regierung laufen. Pribil: "Wir würden uns gegen eine Abschaffung der FDLA nicht sträuben."

Auf nationaler Ebene wünschen sich die Aufseher nach wie vor spitzere Zähne (etwa das Recht auf Durchführung von Razzien) und höhere Verwaltungsstrafen, Letztere statt den "jetzigen Pimperlstrafen" , so Pribil (Pimperl ist Wienerisch für: sehr geringfügig; Anm.). Auf internationaler Ebene tritt die FMA für eine gemeinsame Aufsichtsbehörde nach dem Vorbild der EZB ein.

Das befristete Verbot ungedeckter Leerverkäufe (Short Selling) gegen Erste, RI, Uniqa und Wiener Städtische hat die FMA nun bis Ende Jänner verlängert. (gra, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29./30.11.2008)