Wien - Die Ibag (Immofinanz Beteiligungs AG), eine der beiden Drehscheiben-Gesellschaften, über die in der Causa Immofinanz Milliarden für und aus Aktiendeals geflossen sein dürften, hat eine Sachverhaltsdarstellung bei der Staatsanwaltschaft Wien eingebracht.

Wie berichtet, wehren sich die Organe der Ibag gegen die Darstellung der Immoeast, selbiger aus einer Anleihe noch rund 500 Mio. Euro zu schulden, es habe gar nie eine Anleihe gegeben. Vorstand der Ibag war bis vor kurzem der Wiener Notar Gerhard Pauser; im Aufsichtsrat sitzen Helmut Falschlehner, Christian Nowotny, Johann Bertl und Eduard Lechner.

Sie beschreiben nun ihre Sicht. Demnach habe die Ibag "nie eine operative Geschäftstätigkeit entfaltet", ein einziges Konto bei der Constantia Privatbank (CPB) gehabt, für das Pauser und Christian Thornton (Ex-Immofinanz und -east-Vorstand) gemeinsam zeichnungsberechtigt waren. Der jüngste Jahresabschluss stammt von 2006, Prüfer war Auditor Treuhand. "Die geringe Verwaltungstätigkeit erfolgte durch Mitarbeiter der CPB", eine Vollmacht für Überweisungen oder Rechtsgeschäfte sei der nie erteilt worden. Vier Mal im Jahr tagte der Aufsichtsrat (meist in Anwesenheit von Petrikovics und später Thornton); genehmigungspflichtige Geschäfte habe es nicht gegeben.

"Es besteht Insolvenzgefahr"

Die Zores brachen am 13. Oktober 2008 auf. Da teilte Wirtschaftsprüfer Auditor der Ibag mit, auf "eine Verbindlichkeit gegenüber der Immofinanzgruppe von 872 Mio. Euro" gestoßen zu sein. Gleichzeitig gebe es Forderungen der Ibag gegen Gesellschaften rund um die niederländische Constantia Packaging B.V.". Teile davon wären aber "nicht einbringlich"; sollte die B.V. ihren Töchtern nicht helfen, "besteht Insolvenzgefahr" der Ibag. Dort war nun Feuer am Dach, der Wirtschaftprüfer wurde gebeten, "Fakten zu sammeln".

Zwei Tage später: Not-Aufsichtsratssitzung mit Zwischenbericht der Auditor: Es gäbe "nicht unterschriebene Emissionsbedingungen der Ibag über eine Anleihe von 1,5 Mrd. Euro". Ibag-Chef Pauser, "teilte mit, nie derartige Verträge unterschrieben zu haben, laut Auskunft von Thornton liegen keine unterschriebenen Verträge ... vor". Kein Aufsichtratsbeschluss.

Zudem habe der Wirtschaftsprüfer "festgestellt, dass bereits 2006 erhebliche Beträge von Immoeast und Immofinanz auf das Konto der Ibag umgebucht und dann sofort an Gesellschaften im Einflussbereich der Bank weiter gebucht wurden". Durch Rückbuchungen vor dem Stichtag 31. 12. 2006 habe es keinen offenen Saldo gegeben, sodass auch der Wirtschaftsprüfer diese Buchungsvorgänge nicht geprüft und erwähnt habe, heißt es sinngemäß. Ende 2007 entstand "der Negativsaldo". Nach längerer Suche fand sich dafür eine "Saldenbestätigung" von 4. August (minus 512 Mio. Euro); mit Ibag-Stempel - und unterschrieben von einer CPB-Mitarbeiterin.

Bei der Notaufsichtsratssitzung am 4. November habe Thornton mitgeteilt, dass es bereits ab 2004 (da begann er in der CPB) "Buchungen und Rückbuchungen über die Ibag gegeben habe"; bis Ende 2006 konnte "immer glattgestellt werden"; 2007 sei sich das offenbar nicht mehr ausgegangen. Die CPB-Gesellschaften, an die das Geld floss, hätten "vorrangig Anschaffungen in Immofinanz und Immoeast-Aktien getätigt". Laut Thornton sei das über Auftrag von Karl Petrikovics erfolgt.

Fazit: Es bestehe der Verdacht "nicht autorisierter Buchungsvorgänge zur Verdeckung von Geldflüssen", nach den Kursverlusten habe man versucht, mit einer Anleiheemission ein weiteres Tarninstrument zu produzieren." Für die Ibag sei all das eine "rechtlich irrelevante Scheintransaktion". (Renate Graber, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29./30.11.2008)