28.000 Tonnen Lebensmittel landen jährlich in Niederösterreichs Mülltonnen. Oft sogar originalverpackt und nicht abgelaufen. "Ein Pilotprojekt gemeinsam mit den Abfallverbänden und der BOKU soll Maßnahmen zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen in Wohnhausanlagen entwickeln und testen", erklärte der nö. Umweltlandesrat Josef Plank beim Start der Aktion in Baden.

"Geschenkkörbe" aus dem Müll

Die von acht niederösterreichischen Abfallverbänden bei Wohnhausanlagen durchgeführten Müllanalysen brachten Erstaunliches über unsere Wegwerfgewohnheiten ans Licht. Praktisch aus jeder der vierzig untersuchten 1100-Liter-Mülltonnen ließen sich wahre "Geschenkkörbe" zusammenstellen: Brot, Gebäck, Fleisch- und Wurstwaren, Obst, Gemüse, Milchprodukte, Fertiggerichte, süße und saure Knabbereien und so fort. Originalverpackt und vielfach zum Zeitpunkt der Müllanalyse noch nicht einmal abgelaufen.

Trotz Teuerungen, privater und globaler Finanzkrisen und dem damit verbundenen Druck, sparen zu müssen, werden offensichtlich immer mehr Lebensmittel in den Müll geworfen. Nicht nur bei Supermärkten und dem Nahrungsmittel produzierenden Gewerbe, auch in den Mülltonnen der Haushalte steigt ihr Anteil stetig an. 25 Prozent des Restmüllgewichtes der von den Abfallverbänden untersuchten Großcontainer aus Wohnhausanlagen waren so genannte "Ernährungsabfälle". Fast die Hälfte davon entfiel auf originalverpackte Lebensmittel oder solche in angebrochenen Verpackungen. Der Rest waren Speisereste und Abfälle aus der Lebensmittel-Zubereitung.

Fundgrube Biotonne

Auch in den Biotonnen von Wohnhausanlagen war ein hoher Anteil an vermeidbaren Lebensmittelabfällen zu finden. 10 Prozent des Abfallgewichtes bestand aus originalverpackten oder in angebrochenen Verpackungen weggeworfenen Lebensmitteln. Landesweit summieren sich die Wegwerf-Lebensmittel nach Angaben der Universität für Bodenkultur auf geschätzte 19.200 Tonnen. Zählt man die im Restmüll entsorgten Speise- und Zubereitungsreste dazu, kommt man gar auf 28.000 Tonnen biogener Küchenabfälle, die Niederösterreichs Haushalte jährlich wegwerfen. Dazu kommen noch einige Tausend Tonnen brauchbarer Lebensmittel in den Biotonnen, die zwar "richtig" entsorgt und zu Kompost verarbeitet werden können, trotzdem aber den Beigeschmack des Unnötigen hinterlassen.

Infos gegen die Verschwendung

In den nächsten Monaten werden nun in einem Pilotprojekt der Abfallverbände und des Landes NÖ gemeinsam mit dem Institut für Abfallwirtschaft der Universität für Bodenkultur Informations-Maßnahmen gegen die Verschwendung entwickelt und getestet. "Anzustreben ist es, dass Lebensmittel gar nicht weggeworfen, sondern vorher verzehrt werden", sagt DI Dr. Sandra Lebersorger vom Projektteam der BOKU.

Alfred Weidlich, Präsident des NÖ Abfallwirtschaftsvereins: "Es geht hier um ein großes Potenzial. Um Vermeidung von Abfällen und auch um Kosten, die sich jeder Einzelne sparen kann. Dazu bedarf es aber einer nachhaltigen Änderung unseres persönlichen Verhaltens in diesem Bereich." (red)