Linz - Die Wohnblöcke in der Linzer Waldeggstraße 85 und 87 wurden vor drei Jahren runderneuert: neues Dach, neue Fenster, Vollwärmeschutz. Für die Sanierung erhielt die "Gemeinnützige Allgemeine Bau-, Wohn- und Siedlungsgenossenschaft (BWS) vom Land eine Förderung von 177.500 Euro. In zwei Jahren werden diese zwei Gebäude allerdings abgerissen. Die beiden Häuser sowie 22 weitere Gebäude müssen dem neuen Linzer Westring (A 26) weichen.

Die Asfinag verhandelt bereits mit den Eigentümern über die Grundablösen. "Von den 82 Eigentümern haben 36 bereits den Kaufvertrag unterschrieben" , informierte Asfinag-Vorstand Alois Schedl am Donnerstag in Linz über den aktuellen Stand des Projekts. Nächstes Jahr soll mit dem Bau der vierten Donaubrücke der Startschuss für die seit Jahren geplante Stadtautobahn fallen. Bereits seit April 2002 ist der Linzer Westring als Asfinag-Projekt im Generalverkehrsplan gereiht. Die Trassenführung ist seitdem, trotz heftiger Proteste von Bürgerinitiativen, nicht mehr zur Diskussion gestanden. Vielmehr waren es die enormen Kosten von 600 Millionen Euro, die das Bauvorhaben immer wieder hinauszögerten.

Ende 2004 einigte sich Oberösterreichs Straßenbaulandesrat Franz Hiesl (VP) mit der Asfinag auf einen Kompromiss. Der 8,2 kilometerlange Autobahn-Lückenschluss im Westen von Linz wird in Etappen gebaut. Zuerst sollen die Brücke und der 3,2 Kilometer lange Tunnel unter der Waldeggstraße zwischen Hauptbahnhof und Donau entstehen. Spätestens ab dieser Übereinkunft war klar, dass die Häuser weichen müssen. Dennoch genehmigte das Land das Förderansuchen der BWS für die Sanierung der Objekte 85 und 87. Schon zwischen 2002 und 2004 bezuschusste es den nachträglichen Anbau von Aufzügen in den mehrgeschossigen Wohnbauten. Pro Lift gab es öffentliche Gelder in Höhe von 35.000 Euro. Auch die BWS-Häuser der Waldeggstraße 81 und 83 erhielten Aufzüge, die ebenfalls vom Land mit je 35.000 Euro mitfinanziert wurden.

Ökologisch vertretbar

Hiesl verweist auf die Zuständigkeit von Wohnbaulandesrat Hermann Kepplinger (SP): Sein Büro hält die Vollwärme-Sanierung nur wenige Jahre vor dem Häuserabriss für gerechtfertigt. Wenn auch nicht unbedingt "ökonomisch, dafür aber ökologisch" . Die "hochwertige Sanierung" habe zu einer deutlichen "Steigerung der Energie-Effizienz" beigetragen. Und was den Anbau der Fahrstühle angehe, so wurde vom Bauträger versichert, Technik, Kabinen und gläserner Fahrstuhlschacht könnten wieder abgebaut und weiterverwendet werden.

Außerdem, so habe die lange Vorgeschichte der Stadtautobahn gelehrt, wurde bisher jeder Termin nach hinten geschoben. Der Spatenstich 2009 ist auch noch keineswegs fix. Denn zurzeit läuft noch die Umweltverträglichkeitsprüfung. Asfinag-Vorstand Schedl spricht in dem Zusammenhang selber "von einem unserer komplexesten Verfahren" . (Kerstin Scheller, DER STANDARD - Printausgabe, 28. November 2008)