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Geplanter Personalabbau im ORF

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Der ORF will die Kernbelegschaft des Unternehmens bis 2012 von mehr als 3.400 Mitarbeitern auf weniger als 2.500 reduzieren.

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Im alten TV-Theater des ORF, wo sonst Nachwuchstalente bei "Starmania" um die Wette singen, erklärte am Donnerstag ab 13 Uhr Generaldirektor Alexander Wrabetz das Sparpaket der Anstalt. Inszeniert war die Informationsveranstaltung wie eine ORF-Show: Mit "Starmania"-Beleuchtung, roten LED-Lichtern, vor versammeltem Publikum. Lisa Gadenstätter moderierte: Um 14.30 müsse man spätestens draußen sein: Starmania"-Kandidaten müssten üben.

Keine Zeit verlieren will da Gerhard Moser. Der Zentralbetriebsrat ist an diesem frühen Nachmittag auf 180. Stunden zuvor platzten Gehaltsverhandlungen mit der Generaldirektion: Wrabetz erschien nicht, mehr dazu hier. Nach einer Stunde verließen die 100 Betriebsräte empört den Verhandlungssaal, die erste Gehaltsrunde war geplatzt, noch bevor sie begonnen hatte: "Der Rubikon ist überschritten", schäumte Moser und ergriff das Mikrofon: Der ORF veranstalte eine "Propagandashow", habe Journalisten eingeladen. Für Moser ist das der „Gipfel eines provokanten Verhaltens gegenüber der Belegschaft". Im Hause herrschten Angst und Verzweiflung. Nach Mosers Rede verlassen die rund 100 Betriebsräte demonstrativ das Studio. Wrabetz übernimmt.

"2009 wird furchtbar, 2010 wird furchtbar", schickt der General vorweg. Ohne Maßnahmen drohe bis 2012 die Insolvenz. Die Maßnahmen gleichen einem Kahlschlag:

  • Rund 1000 Mitarbeiter sollen bis 2012 abgebaut werden. "Natürlicher Abgang" und "Golden Handshake" betreffen 400 Mitarbeiter der Kernmannschaft. Ab Mitte 2010 soll im ORF niemand mehr über der Pensionsgrenze arbeiten. Weitere 350 würden ausgegliedert, 300 freie Mitarbeiter sollen neue Kollektivverträge bekommen. Der bestehenden Belegschaft droht eine Nulllohnrunde, 2400 Mitarbeiter sollen es bis 2012 sein. Geplant sind auch der Entfall des Überstundenzuschlages im Zeitraum von 20.00 bis 22.00 Uhr sowie von Wochenend- und Nachtdienstzulagen und Jubiläumsgeld. Einschnitte soll es auch bei den sogenannten alten Dienstverträgen geben, wo die Gehälter deutlich über dem Marktschnitt liegen. Die Zahl der Führungskräfte soll von derzeit rund 100 auf 75 reduziert werden. "Das bringt zwar nur einen Teil des Sanierungsgeldes, ist aber von der Optik her wichtig", so Wrabetz.
  • Abschied vom Küniglberg soll es so bald wie möglich heißen: Der ORF prüfe "verschiedene Standorte in Wien". Außerdem will Wrabetz wie erwartet das Rosenhügelgelände und sonstige nicht betriebsnotwendige Liegenschaften veräußern.
  • Ausgegliedert werden Radio-Symphonieorchester, Ausstattung, Facility Management, IT und Rechtemanagement.

  • Die Anteile an der Sendetechniktochter ORS, an der der ORF derzeit 60 Prozent hält, sollen reduziert werden.
  • Die Onlinedirektion wird neu strukturiert. Die Tochterfirma ORF Online und Teletext (ORF On) bleibt in ihrer Grundstruktur erhalten, Bereiche werden ausgelagert. Onlinedirektor bleibt Thomas Prantner, er kümmert sich um den Umbau von TW1 zum Spartenkanal und löst Werner Mück ab, der 2009 in Pension geht.
  • Kein Einsparungspotenzial sieht Wrabetz bei Direktoren: Bis 2012 laufen die Verträge.
  • Ungenau blieb Wrabetz beim Programm: "Die 'Wochenschau' muss billiger werden", ließ er jedoch keinen Zweifel, wo die Sorge liegt: In der Zeit zwischen 17 und 23 Uhr.

Vor halbleeren Sitzen holt Wrabetz noch einmal aus: "Jede Pimperlbank bekommt eine Milliarde vom Staat. Warum wir nicht?" Der ORF fühlt sich von der neuen Regierung im Stich gelassen, die Refundierung von Gebührengeldern nicht vorsieht. Das Maßnahmenpaket muss der Stiftungsrat absegnen. (Doris Priesching, DER STANDARD; Printausgabe, 28.11.2008/APA, online ergänzt)