Wien - So gut wie noch nie wird Jürgen Melzer ein Jahr in der ATP-Rangliste abschließen: Der 27-jährige Niederösterreicher beendet 2008, das im Vergleich des ersten mit dem zweiten Halbjahr wie Nacht und Tag war, auf Platz 34. Umso ambitionierter bereitet sich Melzer nach einem zweiwöchigen Malediven-Urlaub nun bereits die dritte Woche auf 2009 vor. Erstmals wird er dazu in wenigen Tagen auch auf ein dreiwöchiges Camp nach Florida fliegen.

Im Saddlebrook Resort etwas nördlich von Tampa findet Melzer eine optimale Infrastruktur mit 45 Plätzen (mit allen vier Grand-Slam-Belägen) vor und - vor allem - prominente Trainingspartner: "Dort sind Fish, Roddick, Blake, Delic, das sind einfach andere Kaliber zum Trainieren und nicht nur für eine Woche, sondern drei und man kann im Freien spielen. Es ist einmal was Anderes", meinte Melzer am Donnerstag.

Mit der Freundin

"Ich habe bis auf ein Jahr immer Probleme gehabt, am Anfang des Jahres in Tritt zu kommen", erinnert Melzer und versucht daher diesen neuen Weg. Seine Freundin, die Slowakin Dominika Cibulkova und deren Coach haben dem Deutsch Wagramer von dem Camp erzählt. "Es passt perfekt zusammen, man sieht sich drei Wochen länger. Aber das ist ein Bonus, ich mache jetzt nicht die Vorbereitung dort, damit ich meine Freundin sehe, sondern wegen der guten Qualität."

Für das Weihnachtsfest wird Melzer aber für einige Tage in die Heimat zurückkehren, ehe es nach Australien geht. "Ich habe mir geschworen, nie wieder Weihnachten woanders zu verbringen. Kommen halt zehn Stunden fliegen dazu, aber das macht der Heilige Abend mit der Familie hundertmal wett", zeigt sich Melzer als Familienmensch.

Neben der Trainingsbasis ist auch das private Glück mit der 19-jährigen Cibulkova durchaus motivierend für den Niederösterreicher. "Natürlich, wenn es privat passt, hat man den Kopf schon ein bisserl freier. Von dem her ist es eine optimale Voraussetzung für die nächste Saison." Der Turnierplan der beiden ist freilich nicht aufeinander abgestimmt. Aber es gibt mehr gemeinsam von ATP und WTA veranstaltete Turniere als je zuvor, ein Umstand, der dem jungen Paar nicht unrecht sein wird. "Ich werde sie wahrscheinlich öfters sehen, als eine Freundin, die aus Wien kommt", meint Melzer.

Neumüller als Begleiter

Auch im Trainerbereich hat sich bei Melzer etwas getan. Zusätzlich zu dem schon bisher auf 25 Wochen festgelegten Engagement mit dem Schweden Joakim Nyström wird Melzer verstärkt auch mit dem Oberösterreicher Ingo Neumüller als Touring-Coach und -Sparringpartner reisen. "Ich bin heuer draufgekommen, dass bei den Turnieren oder Trainingswochen, in denen ich allein war, die Qualität ein bisserl abgesunken ist", meinte Melzer. Mit Neumüller versteht er sich gut, und der Oberösterreicher wird - in Abstimmung mit Nyström - mit dem Wahlwiener arbeiten. Übrigens nicht erstmals, u.a. gab es auch schon vor den Olympischen Spielen in Peking Einheiten mit dem zwei Jahre älteren Neumüller.

In den vergangenen zwei Wochen standen Grundlagen-Ausdauer und Krafttraining auf dem Programm, als neues Element wurde verstärkt auf Aqua-Jogging gebaut. Seit dieser Woche ist auch Tennis wieder Teil des Trainings. "Ich hatte durch den früheren Saisonschluss sehr viel Zeit, an meiner Ausdauer zu arbeiten, das ist auch nötig. Da ist auch viel weitergegangen."

2008 sieht Melzer mit gemischten Gefühlen: "Es waren sehr viele Schattenseiten dabei, aber auch viele Höhen. In der zweiten Hälfte ist eine Konstanz eingekehrt, die jeder in den letzten Jahren vermisst hat. Da bin ich eigentlich stolz drauf, dass mir das gelungen ist." Dass er nur ein halbes Jahr "Tennis gespielt" habe und er das Jahr trotzdem auf Platz 34 abschließt, gibt ihm Hoffnung. "Es wäre eine Milchmädchenrechnung, wenn man jetzt zwei solche Saisonhälften zusammenzählen würde. Aber es würde zumindest ein 1er vorne stehen, also erste 20. Das ist natürlich das große Ziel für 2009", meint Melzer.

Große Ziele sind freilich auch das erstmalige Erreichen eines Major-Achtelfinales sowie ein Davis-Cup-Sieg im Auswärtsmatch gegen Deutschland. "Da freue ich mich sehr drauf. Man hat gesehen, Spanien hat den Davis Cup gewonnen mit Lopez, Verdasco - so viel schlechter sind wir auch nicht." Besonders hofft er, dass auch Stefan Koubek wieder Teil des Teams sein wird. "Den brauchen wir." (APA)