Sonic Youth
Immer noch eines der besten Debüts seiner Zeit ist die erste Sonic-Youth-EP. Noch mit Drummer Richard Edson, der danach zu den Disco-Stürmer Konk gewechselt ist und durch Bob Bert ersetzt wurde, verleimte es die kühle New- bzw. Wave-Ästhetik der frühen 80er mit einem virilen Rhythmus sowie ersten Lärmeskapaden und dem neben jeder Spur laufenden Gesang von Thurston Moore oder Kim Gordon. Saugeil! (Neutral/Universal)

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3 Falkner: "Ja Ja"
Das schönste richtige Volksmusikalbum der letzten zehn Jahre ist das - eben genau zehn Jahre alte - Familienalbum 3 Falkner. Darauf musiziert Hans Peter Falkner von Attwenger mit seiner Mutter (Gitarre, Gesang) und seinem Vater an der zweiten Knopfharmoniker dass es eine Freud ist. Huckey Renner von den HipHoppern Texta haut dazu die Rhythmusbude. Wem bei "Hans bleib da" nicht das Herz aufgeht, der oder die ist wahrscheinlich schon tot. Lustig. Damisch. Grandios. (Fisch Records/Hoanzl)

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Terry Lynn: "Kingstonlogic 2.0"
Hart bretternden und dennoch hörbaren Krawall aus den Soundküchen Jamaikas bietet die junge Terry Lynn. Produktionstechnisch weit vorne vermengt sie ewige Daseinsthemen mit der Härte des Alltags im Ghetto. Das zeitigt Beats wie Schüsse aus der Krache, elektronischen Firlefanz und wahlweise harte Toasts oder seelenvollen Gesang. Am Ende gibt es dann noch einen böllernden Erweckungsgottesdienst: "Rivers Of Babylon". Ein Traum. (Phree Music)

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Trude Mally: "I hab di gar so gern"
Die Wienerliedsängerin und Dudlerin Trude Mally wurde heuer 80 Jahre alt. Die Geburtstagsfeier wurde günstigerweise mitgeschnitten, was zu dem hier vorliegenden Tonträger führte, der auch frühere Aufnahmen aus den Jahren 1948 bis 2003 bietet, also einen Querschnitt durchs Mally-Leben und das Wienerlied. Unverfälscht, von lebensfroh bis weinselig. Hin und wieder braucht man genau so etwas. (Fisch Records/Hoanzl)

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Red Snapper: "A Pale Blue Dot"
Die britische Formation, die in der Schnittmenge Elektronik, Funk und Jazz einen auch Trends wie Drum'n'Bass berücksichtigenden Bastard schuf, der im elektronischen Jahrzehnt der 90er schon deshalb für Erstaunen sorgte, weil er live eingespielt wurde, ist nach längerer Pause zurück. Red Snapper verfeinern hier die eigene Ästhetik. Das ergibt zumindest noch eine Hand voll sehr sexy durch die Stadt schneidende Instrumentals, auch der Rest stinkt nicht wirklich ab. Die Aufregung von einst lässt sich allerdings nicht mehr gar so nachvollziehen. (Lo Rec./Hoanzl)

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GD Luxxe: "Crave"
Gerhard Potuznik haut auch nie daneben. "Crave" könnte man etwas platt als Trauerarbeit anlässlich des Bruchs von New Order deuten. Ob das irgendeinen tatsächlichen Zusammenhang ergibt, steht in den Sternen, aber bei einem Stück wie "Diggin" muss man unweigerlich an die Dancefloor-Melancholiker denken. Auch der gute Rest leistet sich immer wieder diesen oder einen ähnlichen Tonfall. Bloß die Coverversion von "This Corrosion" (Sisters Of Mercy) klang zuletzt bei Lambchop verführerischer. (Angelika Köhlermann/Hoanzl)

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Vivian Girls
Neuigkeiten aus Hipsterville. Die Vivian Girls sind liebliche Musikantinnen, die auf diesem Debüt in schönster Do-it-yourself-Attitude die Schrammelrockgitarre hochleben lassen. Das zeitigt durchaus sympathische Kleinode, krankt aber schwerst an der unterirdisch dünnen Produktion des Albums sowie am absolut charismafreien Gesang der Girls. Erinnert an britische Bands wie die längst vergessenen Tallulah Gosh? Und warum sind die vergessen? Eben.

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New Order: "Technique"
Die-Hard-Fans der britischen Popinstitution New Order wollen an die 300 Fehler entdeckt haben! Wo? An den fünf 80er-Jahre-Alben der Jungs aus Manchester, die eben allesamt als schicke DeLuxe-Edition neu erschienen sind. Namentlich: "Movement", "Power, Corruption & Lies", "Low Life", "Brotherhood" und "Technique". Allesamt Klassiker, die hier mit einer zweiten CDs aufwarten, die Maxis sowie deren B-Seiten beinhaltet. Wichtig und gut, und in jedem anständigen Haushalt Pflicht. Auf Drängen der Fans wird die Edition jetzt auch nachjustiert, um zumindest die ärgsten Fehler zu beseitigen, die von zu frühen Fade-outs bis zu einigen Hackern reichen. Mir nicht aufgefallen, aber bitte. Ach ja, und "Technique" ist schlicht göttlich. Deshalb hier und jetzt dieses Album. (Rhino/Warner)

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Swans: "Holy Money"
Der (leider armselige) Auftritt von Michael Gira beim Blue Bird Festival war Anlass wieder einmal in jenes Album reinzuhören, das nicht nur die ärgsten Verbrecherfotos der Musikgeschichte am Innersleeve aufweist. Auch die bis heute unerreichte Konsequenz, mit der Gira mit den Swans menschliche Abgründe in brutal-monotone Stücke übertrug, beeindruckt immer noch. Nicht nur radikal gedacht, sondern auch ebenso unerbittlich umgesetzt sind Songs wie "A Hanging", "Another You" oder "Holy Money" heute noch irritierend bis beängstigend. Von der brutalen Wucht ihrer Live-Auftritte damals ganz zu schweigen: Go YouTube! Auf Platte längst OOP, auf CD immer noch zu haben.

Link:
www.swans.pair.com

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Palermo Shooting: "Soundtrack"
Ob die Welt einen weiteren Wim-Wenders-Film braucht, sei dahingestellt. Immerhin der Soundtrack bringt's. Zumal WW alte Freundschaften ausspielt und hier unter anderem mit zwei unveröffentlichten Grinderman-Songs ebenso lockt wie mit anderen exklusiven Stücken von Irmin Schmidt, Get Well Soon oder Bonnie "Prince" Billy. Weiters vertreten: Eine geschmackvolle Auslese aus Beirut, Calexico, Beth Gibbons und Rustin Man oder Portishead. Auch als Doppel-LP zu haben. (City Slang/Universal)

Link:
www.cityslang.com

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