Linz - "Es ist einfach unglaublich. Wenn ich daran denke, kommen mir voll die Tränen." Hava Ganiji kann ihr Glück noch nicht so recht fassen. Jahrelang hat die 15-Jährige gemeinsam mit ihrem Vater Mevlan, Mutter Naxhile und Bruder Ljundrin (13) gehofft, nicht aus Österreich ausgewiesen zu werden. Seit gut einer Woche ist es nun fix: Das Innenministerium gewährte sowohl der Familie Ganiji aus Grein als auch der Familie Malokaj aus Pabneukirchen ein humanitäres Bleiberecht. Zunächst für ein Jahr, eine Verlängerung scheint aber wahrscheinlich.

Der Sinneswandel im Innenressort lässt durchaus erstaunen, denn in einem - dem Standard vorliegenden - Brief (datiert mit 20. Februar 2007) lässt der damalige Innenminister Günther Platter zumindest im Fall Ganiji keine Zweifel offen: "... Die Verfahren sind rechtskräftig abgeschlossen. Verständlicher Weise kann aus einem gescheiterten Versuch, Asyl zu erlangen, kein Recht auf Niederlassung abgeleitet werden."

Erfolgreiche Berufung
Gegen die Ausweisung legte die Familie Ganiji aber vor gut einem Jahr Berufung ein. Ein Aufschub wurde gewährt, am ersten Dezember 2008 wäre die Arbeitserlaubnis von Herrn Ganiji abgelaufen. Im Zuge des Berufungsverfahrens befasste sich in weiterer Folge erneut die Sicherheitsdirektion Oberösterreich mit der Situation der Familie. Und man kam zu dem Schluss, dass eine Ausweisung plötzlich doch "unverhältnismäßig" wäre. Auch im Fall der Familie Malokaj sei dies der Fall. Das Innenministerium lenkte daraufhin ein und gewährte umgehend die entsprechenden Aufenthaltstitel.

Beide Familien sind seit dem Jahr 2002 in Österreich. Die Ganijis stammen aus Mazedonien. Vater Mevlan arbeitet seit seiner Einreise in einem Sägewerk. Xhafer Malokaj flüchtete vor sechs Jahren mit seiner Familie aus Serbien-Montenegro in die kleine Gemeinde Pabneukirchen und arbeitet heute beim örtlichen Fleischhauer. Im Fall der beiden Familien haben sich unter anderem Arbeitgeber, Lehrerschaft sowie Bürgerinitiativen mit Unterschriftensammlungen massiv für den Verbleib in Österreich eingesetzt.(Markus Rohrhofe, DER STANDARD Printausgabe 27.11.2008)