Wien - Die Auswirkungen der Finanzkrise in Osteuropa haben nun auch Folgen für die Bonität der Raiffeisen Zentralbank (RZB): Die Rating-Agentur Standard & Poor's (S&P) hat das Langfrist-Rating für die RZB auf "A" von zuvor "A+" gesenkt. S&Pbegründet die Herabstufung mit der Erwartung einer signifikanten Verschlechterung der makroökonomischen Bedingungen in Zentral- und Osteuropa, die einen beträchtlichen nachteiligen Einfluss auf die Asset-Qualität und Profitabilität der Bank haben könnte. Das "A-1" -Kurzfrist-Rating der in 17 osteuropäischen Staaten tätigen RZB wurde bestätigt, der Ausblick bleibe negativ.

Ebenfalls gesenkt wurden das Kurz- und das Langfrist-Rating für die slowakische RZB-Tochter Tatra-Bank, nämlich auf "A-/A-2" von bisher "A/A-1" . Auch der Ausblick für Tatra bleibe negativ, so S& P. Die Herabstufung reflektiere die wachsenden Risiken durch die globale Finanzkrise und die Gefahr eines möglicherweise beträchtlichen wirtschaftlichen Rückschlag in der Region, besonders in der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS), die in den letzten Jahren im Zentrum der RZB-Strategie gestanden sei, so der S&P-Analyst Volker von Kruechten. Die RZB werde den negativen Effekt aus schlechter werdenden Geschäftsaussichten bei gleichzeitig steigendem Bedarf an Risikovorsorgen und dem beträchtlichen Kreditengagement in einem geschwächten internationalen Bankensystem zu spüren bekommen, glaubt der Analyst.

Eine Anhebung des Ratings, die unter den gegenwärtigen Bedingungen als "entfernt" eingeschätzt werde, würde eine nachhaltige wirtschaftliche Stabilisierung speziell in den Ländern mit weniger ausgereiften politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen und einen höheren Beitrag der österreichischen Konzerntöchter voraussetzen.

Normalerweise bedeutet eine Herabstufung des Ratings für eine Bank einen deutliche Anstieg der Kapitalkosten. Ein Wirtschaftsexperte beurteilte im Gespräch mit dem Standard die unmittelbaren Folgen der Rating-Herabstufung für die RZBallerdings als nicht gravierend. Die Herabsetzung des Langfrist-Ratings sei in der gegenwärtigen Situation nicht wirklich relevant, da "derzeit ohnehin kein langfristiges Geld zu kriegen ist", so der Experte. Wenn Osteuropa in den nächsten Monaten mit einem blauen Auge davonkomme und nicht in eine Rezession schlittere, würden sich die Risikoprämien wieder normalisieren.

Durch das österreichische Bankenrettungspaket seien die Refinanzierungskos
ten der Banken zuletzt tendenziell sogar gesunken, dafür dürfte sich aber die Risikoprämie der Republik erhöhen, denn die höheren Risiken im Zusammenhang mit österreichischen Großbanken und deren Engagements in Osteuropa würden nun dem Staat zugeordnet.

Ende Oktober hatte S& P bereits das Langfrist-Rating der rumänischen Erste-Bank-Tochter Banca Comerciala Romana (BCR) von BBB- auf BB+ herabgestuft. Moody's hat das Langfrist-Rating der Hypo Alpe Adria für Einlagen und vorrangige Verbindlichkeiten Mitte November unter Beobachtung gestellt. (kol, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27.11.2008)