Kiel - Eine Konstante des Weltklimas bleibt offenbar stabil: Laut einem Forscherteam des Leibniz Instituts für Meereswissenschaften (IFM-Geomar) in Kiel verändert sich die weltweit stärkste Meeresströmung, der Antarktische Zirkumpolarstrom, auch durch die wegen der Klimaveränderung stärkeren Winde im südlichen Ozean nicht. Die Forscher konnten die Erkenntnisse aus einer Flotte von frei im tiefen Ozean schwebenden Messrobotern messen, berichten sie in der jüngsten Ausgabe des Fachmagazins "Nature Geoscience". Entlang des Zirkumpolarstrombandes finden tiefreichende Vertikalbewegungen statt, die einen erheblichen Teil des vom Menschen in die Atmosphäre eingebrachten CO2 in die Tiefsee verfrachten und dadurch die globale Erwärmung dämpfen.

"Die Messungen bestätigen zwar die von Klimamodellen vorhergesagte Erwärmung und Salzgehaltsabnahme des Südpolarmeers bis in Wassertiefen von über 1.000 Meter", so Studien-Autor Claus Böning. Es konnten allerdings keine Veränderungen des Zirkumpolarstromes festgestellt werden. "Offenbar wird der verstärkte Windantrieb durch Wirbel kompensiert", erklärt der Ozeanograph. Dieser Prozess sei in den Klimamodellen bisher nicht angemessen berücksichtigt worden. Die starken Westwinde zwischen 40 und 60 Grad südlicher Breite sorgen dafür, dass der Zirkumpolarstrom 140 Millionen Kubikmeter Wasser pro Sekunde - etwa fünf Mal soviel wie der Golfstrom - um den antarktischen Kontinent treibt.

Bessere Modelle erforderlich

"Wir hatten bisher angenommen, dass die stärkeren Winde eben auch zu einer Zunahme der Strömung führen könnten." Das hätte wiederum bewirkt, dass es zu einer Veränderung der Querzirkulation und damit zum Aufstieg von kohlenstoffreichem Tiefenwasser kommt." Eine solche positive Rückkoppelung ließe die Alarmglocken schrillen, denn dies würde zu einer Zunahme des CO2 in der Atmosphäre führen. Dies habe sich glücklicherweise nicht bestätigt. "Der aktuelle Befund und unsere theoretischen Arbeiten deuten darauf hin, dass die Rolle der kleinräumigen ozeanischen Wirbel in den Modellen bislang nicht richtig erfasst ist" erklärt Böning und folgert, dass "für zukünftige Klimaprognosen Simulationen mit verbesserten, hochauflösenden Ozeanmodellen erforderlich sind".

"In unserer Studie haben wir die seit 2001 durch das internationale 'Argo'-Programm gewonnenen Daten verwendet", so Böning. Argo besteht aus einem über alle Weltmeere verteilten Netz von rund 3.000 Messrobotern, die frei im Ozean schweben und durch regelmäßiges Auf- und Abtauchen autonom Temperatur- und Salzgehaltsmessungen bis in Tiefen von 2.000 Metern vornehmen. Per Satellit werden die Messwerte an Landstationen übermittelt. 52.000 Vertikalprofile von über 600 Argo-Driftern konnten für die aktuelle Untersuchung genutzt werden. Die Daten wurden mit jenen von historischen Schiffsmessungen verglichen. "Wenn sich das Ergebnis der Studie erhärtet, wäre dies in einer Hinsicht eine gute Nachricht, denn bisher stellte das Südpolarmeer eine große ozeanische Senke für anthropogenes CO2 dar und dämpfte damit maßgeblich den Anstieg der Treibhausgas-Konzentration in der Atmosphäre", erklärt der Forscher. (pte)