"Rosebud" murmelt Orson Welles in der berühmten Schlüsselszene seines Filmklassikers "Citizen Kane", als ihm eine Schneekugel aus der Hand fällt. Die an eine Kindheitsidylle erinnernde Glaskugel stammte aus Wien, aus der Produktion der Firma Perzy, die die Schneekugel um 1900 erfand und noch heute eine weltweite Vormachtstellung innehat. Im Stammhaus in Hernals findet sich neben dem Verkauf seit 2002 ein eigenes Schneekugelmuseum, das diese Erfolgsgeschichte dokumentiert.

Foto: derStandard.at/Gedlicka

Bis zu zwei Minuten schneit es in den Schneekugeln der Firma Perzy - auch das ein Weltrekord. Verantwortlich dafür ist heute ein Wachs-Kunststoffgemisch, ein wohl gehütetes Geheimnis, das nur der Chef, Erwin Perzy III., kennt.

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Die Erfindung der Schneekugel verdankt sich dabei einem Zufall. Erwin Perzy, Chirurgieinstrumentenmechaniker und Erfinder, war Ende des 19. Jahrhunderts auf der Suche nach einer besseren Lichtquelle für Operationssäle, als er zuerst Glasflitter, dann Gries in eine wie eine Lupe wirkende Schusterkugel füllte. Zwar hielt sich der erhoffte Reflexionseffekt in Grenzen, stattdessen erinnerte der langsam im Wasser zu Boden sinkende Gries aber an fallenden Schnee.

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Das erste Schneekugel-Motiv war die Mariazeller Kirche. Perzy hatte ein kleines Modell des Gotteshauses bereits für einen Freund angefertigt, bevor er sie versuchshalber in die mit Wasser und Gries gefüllte Kugel steckte - die "Glaskugel mit Schneeffekt" war geboren.

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Die ersten Schneekugeln wurden in Mariazell verkauft, überhaupt dominierten anfangs kirchliche Motive. Neben der Schneekugel verdankt sich Perzy, der sein eigenes Unternehmen um 1900 gründete, auch der "Wiener Silvesterguss".

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Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm Erwin II. den Betrieb, und es kamen profane Motive wie der Schneemann hinzu. Heute führt Erwin III. das Unternehmen weiter. 300 verschiedene Motive finden sich allein im Standardprogramm, daneben werden ständig Spezialanfertigungen produziert. Insgesamt verlassen rund 200.000 Schneekugeln im Jahr den in Hernals beheimateten Betrieb.

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Bereits auf der ersten Nürnberger Spielwarenmesse der Nachkriegszeit wurden US-Kontakte geknüpft. Außer in die USA, nach Kanada und Australien werden heute Schneekugeln auch nach Japan und die arabische Welt exportiert. Für den ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton wurde eine spezielle Kugel mit klein geschnittenen Konfetti seiner Antrittsrede gefertigt, der Sockel aus Silber stammt vom Juwelier Cartier.

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Für die Kulturhauptstadt 2003 ließ es Perzy auf verschiedenste Ausführungen des Grazer Uhrturms schneien.

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Nächstes Jahr ist Linz an der Reihe. Die Vorbereitungen für das "Linz09"-Motiv Pöstlingberg laufen bereits auf Hochtouren.

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Der Chef, Erwin Perzy III., mit seiner jüngsten Schöpfung. Der gelernte Werkzeugmacher fertigt die kleinen Modelle für seine Schneekugeln alle selbst.

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Im eigenen Werkzeugbau werden die Formen für die Miniaturen, wie hier eine kleine Bank, hergestellt.

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Rund 2000 eigene Formen, von der Cola-Flasche bis zum Wiener Wasserturm, hat Perzy bis heute angesammelt.

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Von drei Spritzgussmaschinen werden kleinen Modelle für die Schneekugeln ausgeworfen. 15 Mitarbeiter hat Perzy heute. Hinzu kommen 25 bis 60 Heimarbeiter, die die Modelle bemalen und Kleinarbeiten erledigen, die nach wie vor nicht Maschinen überlassen werden.

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Von einer früher gebräuchlichen Schnelldrehbank ...

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... über die Herstellung der Glasballons ...

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... bis zu den heute gebräuchlichen Spritzgussverfahren dokumentiert das Schneekugelmuseum die Produktionsgeschichte.

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Wenn es schneit in Simmering ...

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Der Favoritner Wasserturm ist ein weiteres Wiener Motiv, das schon Eingang in Schneekugeln gefunden hat.

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Geht es nach dem Vater Erwin III., soll übrigens später einmal seine Tochter die Erfolgsgeschichte der Familie Perzy und ihrer weltbekannten Schneekugeln fortführen. (glicka, derStandard.at, 30. November 2008)

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Wiener Schneekugelmuseum
Schumanngasse 87
1170 Wien
www.viennasnowglobe.at

Eintritt frei

Advent in der Schneekugelfabrik vom 29. November bis 23. Dezember, täglich von 9 bis 19 Uhr.

Gruppenführungen von 10 bis maximal 30 Personen das ganze Jahr über nach Voranmeldung unter
Tel. 486 43 41

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