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Helge Payer konnte erstmals seit 30. Mai wieder voll mit der Mannschaft mittrainieren.

REUTERS/Robert Zolles

Wien - Am 27. Mai, elf Tage vor dem Anpfiff zur Fußball-EM in Österreich und der Schweiz, ist er wegen einer Thrombose im Darm- und Leberbereich vom damaligen ÖFB-Teamchef Josef Hickersberger aus dem EURO-Aufgebot entlassen worden. Am 30. Mai teilte ihm Rapid-Arzt Benno Zifko mit, dass er aufgrund seiner Erkrankung zum "künstlicher Bluter" wird und rund ein halbes Jahr pausieren muss. Heute befindet sich Helge Payer, Torhüter von Fußball-Meister Rapid, nahe an seiner Rückkehr.

Der 29-Jährige hat die blutverdünnenden Medikamente vor zehn Tagen abgesetzt und am Montag mit den Hütteldorfern wieder das Mannschaftstraining aufgenommen. "Ich habe mich langsam herangetastet und heute erstmals das komplette Mannschaftstraining mitgemacht", erzählte Payer von seinen Fortschritten. Die entscheidenden Untersuchungen Ende Oktober habe er wie einen "Start ins neue Leben" empfunden. Wann er sein Comeback in der Bundesliga geben wird, das lässt er freilich noch offen.

Spezialanzug

Zwar sei er schon wieder "wie ein Idiot durch die Lüfte geflogen", doch das könne man derzeit noch nicht sagen. "Ich habe sechs Monate nicht mit dem Verein trainiert, mir fehlt die Praxis und ich werde nichts übers Knie brechen", sagte Payer. Deshalb trainiert er auch noch mit dem von adidas angefertigten Spezialanzug, den er nur langsam weglegen wird.

"Step by step" lautet seine Devise, das Endziel auf dem Weg zurück ist es, die Nummer eins im Rapid- und im Team-Gehäuse zu sein. Dass man nach derartigen Rückschlägen stärker den je wird, ist nichts Neues. "Man wird weiser und leiser, es macht auch alles noch mehr Freude. Für mich war immer klar, dass ich es schaffen werde." Er wolle wieder dorthin, wo er schon war - Torhüter der Nationalmannschaft.

Plan B

Payer, der am 9. August seinen 29. Geburtstag gefeiert hat, gestand jedoch ein, dass er schon einen Plan B gehabt habe, sollte es mit dem Fußball nichts mehr werden. "Man muss im Leben immer auf alles vorbereitet sein", sagt der geborene Welser, der sich eine Tormannschule aufgebaut hat. Die ausgezeichnete Behandlung und der unbedingte Wille, die mentale Einstellung, hätten dazu beigetragen, dass das zweite Standbein zumindest bisher nicht zum tragenden wurde.

Den Wonnemonat Mai 2008 hat er nie als solchen empfunden und wird ihn daher auch nie vergessen. Die Diagnose der behandelnden Ärzte traf den Spitzensportler damals wie ein Keulenschlag. "Es war eine Katastrophe, weil ich fünf Jahre auf den Höhepunkt meiner Karriere, die EM-Endrunde im eigenen Land, hingearbeitet habe", erinnert sich Payer an die schwersten Stunden seiner Karriere, die er mit Bravour gemeistert hat.

Der Vorzeige-Profi, der seit seinem 16. Lebensjahr mit dem Fußball sein Geld verdient, hat in den vergangenen Monaten gelernt, mit seiner Krankheit umzugehen, aber auch die Erkenntnis und Überzeugung gewonnen, dass es nichts Wichtigeres gibt im Leben als die Gesundheit. Den Sport hat er dennoch nie aus den Augen verloren, mit Akribie und unter medizinische Kontrolle hart an seiner Rückkehr gearbeitet.

Die Zeit zwischen seinen Übungen, die auf Laufen und Kraft ausgerichtet waren, hat Payer in seine Tormannschule investiert, zu Treffen mit Freunden genützt und damit auch etwas Abstand zum Fußball gewonnen. Das Gefühl mit dem Ball wurde ihm dadurch erleichtert, dass ihm Rapid-Ausrüster adidas einen speziellen Schutzanzug gefertigt hatte. Damit war es möglich, relativ schnell nach dem Spitalsaufenthalt wieder mit dem Ball zu arbeiten. (APA)