Johannesburg/Wien - Ein Österreicher, der seinen kleinen Sohn in einer Garage in einem Vorort von Johannesburg vier Jahre gefangen hielt, ist am Mittwoch, gestorben. Sein Motiv hat der 68-Jährige mit ins Grab genommen.

Zur Todesursache machten die Behörden keine Angaben. Die Zukunft des Achtjährigen ist noch unklar. Nach der Mutter des Buben werde weiterhin gesucht. Der Bub hat die südafrikanische Staatsbürgerschaft. Das gab der Sprecher des österreichischen Außenministeriums, Harald Stranzl, bekannt. Somit sind auch die südafrikanischen Behörden für das Kind zuständig. Die österreichische Botschaft wird aber unterstützend mitwirken. Ob der 68-Jährige auch die südafrikanische Staatsbürgerschaft besaß, ist noch unklar.

Inzwischen ist auch ein Verwandter aus Kärnten in Südafrika eingetroffen, um sich unter anderem um die Formalitäten nach dem Ableben des Mannes zu kümmern. Der Mann ist nach Medienberichten auf das Schicksal des Buben aufmerksam geworden und hat sich im Außenministerium gemeldet. Ob das Kind bereits über den Tod des Vater informiert wurde, ist ebenso nicht bekannt.

Der 68-Jährige hat der südafrikanischen Zeitung "The Star" noch ein Interview gegeben. Darin versuchte er, sein Handeln zu erklären. Er habe sich bemüht, dass niemand etwas über die Existenz seines Kindes erfahren würde. Einzig die Großmutter in Österreich soll über ihren Enkel Bescheid gewusst haben, berichtete "The Star". "Meine Mutter wusste es. Sie sagte nichts dazu, aber sie hat es offensichtlich nicht gut geheißen, dass ich einen Sohn habe und das geheim gehalten habe", erklärte der 68-Jährige der Zeitung.

Kind in der Garage gefangen gehalten

Der 68-jährige Kärntner soll seinen achtjährigen Sohn jahrelang in einer Garage in einem Vorort von Johannesburg gefangen gehalten haben. Der frühere Pilot einer österreichischen Airline ist  in den 60er Jahren nach Olivedale in Südafrika ausgewandert.

Nachdem die Mutter - eine Haushaltsgehilfin - vor vier Jahren verschwunden war, durfte der Bub das Gebäude nicht mehr verlassen. Der Bub befindet sich nun in der Kinderpsychiatrie in Johannesburg.

Passant entdeckte Kind

Der Fall flog auf, nachdem der Österreicher mit einem Kreislaufkollaps ins Spital gebracht werden musste. Fünf Tage später,  bemerkte ein Passant, wie ein Kind Münzen durch ein kleines Loch durch die Wand warf und fragte, ob ihm jemand etwas zu essen kaufen könnte.

Das alarmierte Sozialamt fand den Achtjährigen Buben schließlich.  Mitarbeiter der Behörde konnten das Kind kaum beruhigen, immer wieder schrie es, sie sollten das Gelände verlassen und "ich muss mich verstecken". Medien in Südafrika gaben dem Buben bereits den Namen "Vorstadt-Tarzan".

Ein Nachbar, der den Buben für eine Nacht aufnahm, berichtete, dass der Achtjährige nur vom Zweiten Weltkrieg, Pearl Harbour und Nazis erzählt habe. "Das Kind ist nicht dumm, glaubte aber immer noch, dass der Zweite Weltkrieg immer noch im Gange ist", berichtete der Nachbar. (APA)