Pristina - Der Anschlag auf ein EU-Büro im Kosovo, für den drei Deutsche verantwortlich gemacht werden, ist einem Zeitungsbericht zufolge gefilmt worden. Das Video sei in den Händen der Ermittler und zeige, wie der Sprengsatz aus dem vierten Stock eines Rohbaus in den Hof des EU-Gebäudes fliege, berichtete die kosovarische Tageszeitung "Express" am Dienstag. Acht Minuten später ereigne sich die Explosion. Die Staatsanwaltschaft will mit der Vernehmung von Zeugen beginnen.

Nach der Detonation habe die Polizei im vierten Stock des Rohbaus einen der Deutschen festgenommen. Laut den Ermittlern habe er eine SIM-Karte einer einheimischen Mobilfunkfirma und einige Notizen zerstört. Außerdem sei eine Tasche gefunden worden, in der nach Einschätzung der Polizei der Sprengstoff transportiert wurde, berichtete die Zeitung.

Detaillierte Skizze

Auch eine detaillierte Skizze zur Ausführung des Anschlags hätten die Ermittler entdeckt. Der Plan sei am selben Tag um 12.00 Uhr gezeichnet worden, Datum und Uhrzeit stünden auf dem Zettel. Die beiden anderen Deutschen seien in der Nacht des Anschlags gesehen worden, wie sie in einem Mitsubishi-Geländewagen mit deutschem Nummernschild warteten.

Bei der Durchsuchung ihres Hauses habe die Polizei Unterlagen mit Codes und den Namen von einigen prominenten Kosovaren gefunden, so die Zeitung. Viele Notizen seien allerdings verschlüsselt und nur schwierig zu entziffern. Am Samstag hätten die deutschen Behörden am Flughafen von Pristina eine Landeerlaubnis für einen Privatjet aus Deutschland erbeten. Die Maschine habe die drei Männer außer Landes bringen sollen, berichtete die Zeitung, ohne Quellen zu nennen. Die kosovarischen Behörden hätten dem Flugzeug jedoch die Landegenehmigung verweigert.

Die Befragung von 18 Zeugen solle sehr bald beginnen, sagte der zuständige Staatsanwalt Feti Tunuzliu der örtlichen Tageszeitung "Koha Ditore" vom Dienstag. Außerdem sollten die gesammelten Beweise rasch untersucht werden.

Den vor knapp einer Woche festgenommenen Deutschen wird vorgehalten, am Anschlag auf das Internationale Zivilbüro (ICO) in Pristina am 14. November beteiligt gewesen zu sein. Die deutsche Bundesregierung wollte sich bisher nicht dazu äußern, ob die drei Deutschen tatsächlich wie vermutet für den Bundesnachrichtendienst (BND) arbeiteten. Am Montag hatte sie jegliche Verwicklung deutscher staatlicher Stellen in den Anschlag als absurd zurückgewiesen. (APA/Reuters)