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Sie lockt bis heute hunderttausende Touristen nach Salzburg: Julie Andrews 1965 als Maria von Trapp in "The Sound of Music".

Foto: AP

Auch Vermittlungsbemühungen von Landeshauptfrau Burgstaller haben nicht geholfen: Betreiber und Anrainer fanden im Konflikt keinen Kompromiss - Das Projekt steht vor dem Aus - Von Thomas Neuhold

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Salzburg - Das Projekt, im ehemaligen Wohnhaus der durch "The Sound of Music" weltberühmt gewordenen Familie Trapp ein kleines Frühstückshotel mit 26 Betten zu führen, hat so gut wie keine Chance mehr. Sowohl ÖVP als auch die Bürgerliste wollen der geplanten Herberge im noblen Salzburger Stadtteil Aigen die notwendige Bewilligung versagen. Die Sozialdemokraten haben sich zwar noch nicht explizit festgelegt, der Vorsitzende des städtischen Planungsausschusses, Michael Wanner, hält das Hotel aber "aus dem Bauch heraus" ebenfalls nicht für genehmigungsfähig, wie er im Standard-Gespräch meint. Die Zustimmung der Politik wäre freilich notwendig, da das Grundstück im geschützten Grünland liegt.

Anrainer fürchten "Pilgerstätte"

Dass sich die politischen Parteien trotz anfänglicher Zustimmung nun unisono gegen das 14-Zimmer-Hotel aussprechen, liegt am heftigen Widerstand der Anrainerinitiative "Lebenswertes Aigen". Aus Sicht der Anwohner drohe das Hotel zu einer Pilgerstätte für jährlich hunderttausende "Sound of Music"-Touristen zu werden. Die Betreiber des Hotels planten "auf Grünland in einem Wohngebiet eine Eventlocation und eine Touristenattraktion", deren Dimension "Gut Aiderbichl bei weitem übertreffe", lautet der Vorwurf.

Angst vor Touristen-Einfall

Die Anrainer verweisen auf die ungebrochene Anziehungskraft des Filmes "The Sound of Music" um die vor den Nazis geflüchtete singende Familie Trapp. Immerhin kommen jährlich mindestens 300.000 Gäste nach Salzburg, nur um die Originalschauplätze des Streifens zu besichtigen.

Die Anrainer forderten daher für die kommerzielle Nutzung der Trapp-Villa rigorose Nutzungsbeschränkungen, die in einem zivilrechtlichen Vertrag zwischen den Anwohnern auf der einen sowie den Grundstückseigentümern und der Hotelgesellschaft auf der anderen Seite festzuschreiben wären. Zu der Vereinbarung wird es aber erst gar nicht kommen. Selbst das Engagement von Landeshauptfrau Gabi Burgstaller (SP), die als Vermittlerin aufgetreten war, konnte den Konflikt nicht beilegen.

"Es ist vorbei, wir sind zu keinen Gesprächen mehr bereit", so Anrainersprecher Manfred Schitter zum Standard. Der von der Trapp GmbH vorgelegte Vertragsentwurf sei in keinster Weise akzeptabel, die Politik dürfe das Hotel nicht bewilligen. Wie weit die Standpunkte entfernt sind, erläutert Schitter am Beispiel der Lärmbelastung. In dem von der Hotelgesellschaft vorgelegten Text sei von einer Schallbegrenzung bei Veranstaltungen auf 88 Dezibel die Rede. "Das ist ein Moped ohne Auspuff", ärgert sich Schitter über die "Frotzelei".

Obschon es voraussichtlich keine Bewilligung für die gewerbliche Nutzung geben wird, dürften die Betreiber eine Nutzung als Vereinshaus für die jüngst gegründete "Trapp Foundation" anstreben. Die Foundation wurde jedenfalls Ende Juni dieses Jahres bei der Bundespolizei in Salzburg angemeldet. (Thomas Neuhold, DER STANDARD Printausgabe, 26.11.2008)