Die Biochemikerin Sandra Haudek hat es schon früh in die USA verschlagen.

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In der Mittelschule war Chemie ihr absolutes Lieblingsfach und ihre damalige Professorin ein Vorbild. Die praxisorientierte Ausbildung in Technischer Chemie an der TU-Wien verhieß der Maturantin damals gute Job-aussichten. Wirklich gefesselt haben Sandra Haudek aber die raren Biochemie-Vorlesungen und die sich entwickelnden Gentechniken.

Heute forscht die Biochemikerin am Baylor College of Medi-cine in Houston (Texas) an Stammzelltherapien im Herzen. Sie charakterisiert und analysiert zelluläre und molekulare Mechanismen, um unerwünschte Fibrosen im Herz gezielt zu vermeiden. Denn als wäre ein kurzer, sich ständig wiederholender Verschluss der Koronararterien nicht schlimm genug, wandern in Antwort darauf undifferenzierte Zellen aus dem Blutkreislauf ins geschädigte Herzgewebe. Auf dem Weg reifen einige dieser Stammzellen zu Fibroblasten und erwerben die Fähigkeit Kollagen zu synthetisieren. Dieses Bindegewebe lagert sich zwischen den Herzzellen wie Klebstoff ab und vermindert so die Pumpfähigkeit des Muskels (Fibrose). Genau dieser Differenzierung geht Haudek auf den Grund.

In den USA forschte sie schon, als sie das Doktorat in medizinischer Biochemie am Ludwig Boltzmann Institut für Experimentelle und Klinische Traumatologie absolvierte. Aufgewachsen in Klosterneuburg, war Haudek durch familiäre Bande schon als Kind oft in Nordamerika. Aus einem geplanten Jahr sind bis dato 13 geworden, und spätestens nach dem Postdoc genoss die 41-Jährige Eigenständigkeit und die Einbindung in ein amerikanisches Netzwerk. Österreich hätte einen Neustart bedeutet.

In beiden Ländern sind eingeworbene Projektmittel hilfreich, doch sind die Staaten ihrer Ansicht nach offener für unkonventionelle Ideen und stellen mehr Geld und Potenzial, um diese durchzuführen: "Die Leistung zählt. Niemand kann eine pragmatisierte Position ausnutzen oder ein Grant auf Grund eines Quotengesetzes bekommen." Ihre Zeit im Labor hat sie absolviert und verbringt inzwischen mehr Zeit am Schreibtisch, um Ideen zu verwirklichen, Versuche zu planen, Daten auszuwerten, Probleme zu lösen und all das mit den Kollegen zu besprechen.

Sie unterrichtet, schreibt Papers, liest die einschlägige Literatur und geht auf Konferenzen. "Ich habe schon als Kind gerne Rätsel gelöst und tue es bis heute. Nur gibt es jetzt keine Auflösung auf der letzten Seite mehr" , so Haudek, die sich bemüht, ihre Mitarbeiter möglichst zu fördern. Von der molekularen Biologie war sie immer fasziniert und ist stolz "einen kleinen Teil zum Puzzle des Lebens beisteuern zu dürfen" .

An Houston mag sie das Klima und "die Größe und Weite in jeder Hinsicht" . Ihren aus Holland stammenden Mann hat Sandra Haudek in der texanischen Metropole kennengelernt, allerdings bei einer sehr traditionellen Wiener Freizeitbeschäftigung: in der Tanzschule. Heute trainieren sie viermal die Woche Turniertänze und unterrichten auch. Zuletzt referierte Haudek im Rahmen der Plattform Brainpower Austria bei den Alpbacher Technologiegesprächen. (Astrid Kuffner/DER STANDARD, Printausgabe, 26.11.2008)