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Polizeieinsatz nach Pukaniæ-Mord in Zagreb. Appelt wird nun rund um die Uhr beschützt.

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Zagreb - Die Bombenattrappe wurde just unter das Auto des Journalisten Hrvoje Appelt gelegt, als dieser am Freitag vor der Antikorruptionsbehörde in Zagreb parkte. Appelt, ein bekannter Redakteur des Zagreber Wochenmagazins Globus, schreibt über Korruption in Kroatien und die Verbindungen zwischen Mafia und Politik in Zagreb. Er wurde schon mehrmals bedroht. Appelt sagte, er werde sich nicht einschüchtern lassen, sondern weiterschreiben.

Der fingierte Anschlag passt aber gut zu der Stimmung, die sich seit dem Mord an dem Verleger Ivo Pukaniæ am 23. Oktober dieses Jahres in der kroatischen Medienlandschaft verfestigt hat. Angesichts der angespannten politischen Situation und der Verflechtungen zwischen Geschäftsleuten, Kriminellen und der Politik fürchten vor allem investigative Journalisten Druck und Repression. Weil keiner der Übergriffe auf Journalisten aufgeklärt wird, wächst die Angst. Der Mafia-Spezialist und Aufdecker-Journalist Zeljko Peratoviæ sagt, dass sich derzeit weder Bürger noch Journalisten in Kroatien sicher fühlen können. "Im Mordfall Pukaniæ wurden nur Vermutungen über die Täter veröffentlicht, aber es gibt noch immer keine Informationen über die Anstifter."

Prügel mit Baseballschläger

Ebenfalls unaufgeklärt bleibe der Angriff auf den Journalisten Dusan Miljus, der vor fünf Monaten mit einem Baseballschläger halb totgeprügelt worden war. Miljus hatte wie Appelt über Verflechtungen zwischen Mafia und Politik berichtet. Nach dem Mord an Pukaniæ wurde der Innenminister ausgetauscht. Aber gerade der neue Minister, Tomislav Karamarko, ist für Peratoviæ kein Unbekannter. Im Oktober 2007, als Karamarko noch Chef des Geheimdiensts war, veranlasste er die Verhaftung von Peratoviæ, dem damals vorgeworfen wurde, er habe auf seinem Blog Staatsgeheimnisse verraten. Die Verhaftung führte zu Protesten, war Peratoviæ doch erst 2004 für seine Arbeit mit dem Press Freedom Award ausgezeichnet worden. "Es besteht nicht der politische Wille, dass sich der Staat gegen die großen Fische in der organisierten Kriminalität durchsetzt", sagt er heute zum Standard.

Der politische Druck auf die Medien ist groß. Die Organisation Freedom House kritisiert etwa die Besetzung des Beirats für die staatliche Nachrichtenagentur Hina. Im Juli 2007 wurden ein Tiermediziner, ein Jurist und der Besitzer einer Firma für Politik-Marketing als neue Mitglieder des Gremiums erwählt. Freedom House spricht von politischen Lakaien. Der für Medienfreiheit zuständige Berichterstatter des Europarats, Andrew McIntosh, hatte erst kürzlich erklärt, dass Morddrohungen gegenüber Journalisten in Kroatien nicht ungewöhnlich seien. (awö/DER STANDARD; Printausgabe, 26.11.2008)