Eine von zwei Garagen-Einfahrten soll vor dem ehemaligen Verkehrsbüro entstehen, das ein Glücksspielkonzern gerade zum Kulturzentrum umbaut. Insgesamt sind 370 Pkw-Stellplätze geplant.

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Wien - "Die Kosten", sagt Renate Kaufmann, "tangieren uns nicht." Für die Errichtung einer neuen Tiefgarage zwischen dem ehemaligem Verkehrsbüro und der Kettenbrückengasse komme nämlich zur Gänze der Betreiber auf, sagt die Mariahilfer Bezirksvorsteherin. Gleichzeitig bemühe man sich in den Verhandlungen mit Wipark Garagen, einer Tochter der Immofinanz, um "volksgaragenähnliche Tarife" für die Anrainer. Wofür sich der Betreiber im Gegenzug Förderungen erhofft.

370 Autos könnten in dem, durch die Überwölbung des Wienflusses Anfang des 20. Jahrhunderts entstandenen, Hohlraum zwischen Fluss und Naschmarkt Platz finden. Dass das Projekt, für das nun erste Pläne vorliegen, auch wirklich realisiert wird, ist laut Kaufmann aber keineswegs fix. "Es beginnt nun die Planungs- und Diskussionsphase, wir müssen erst herausfinden, ob die Bürger das überhaupt wollen." Anfang nächsten Jahres will die rote Bezirkschefin die Bewohner des Grätzels zu einem Info-Abend laden.

Tiefgaragen als Verkehrsmagneten

Seit zehn Jahren wird im Bezirk über eine Garage unterm Naschmarkt diskutiert. Jetzt, da die Generalsanierung des Marktes ansteht - Anfang 2010 sollen die Arbeiten beginnen - wäre der Zeitpunkt günstig. Zwei Ein- und zwei Ausfahrten sehen die Wipark-Pläne für die 2,20 Meter hohe Garage vor. An der Oberfläche bleibt laut Bezirkschefin alles beim Alten, die Errichtung ginge ausschließlich zu Lasten der Parkspuren an der Wienzeile. Eine Einfahrt der neuen Garage befände sich vor dem ehemaligen Verkehrsbüro, das der Glücksspielkonzern Novomatic gerade zu einem Kulturzentrum umbaut, die zweite auf Höhe der Schleifmühlgasse. Die Ausfahrten sind auf Höhe der Laimgruben- beziehungsweise Kettenbrückengasse geplant.

Bezüglich der Errichtungskosten will der Betreiber noch keine Zahlen nennen. "Unter 3000 Euro pro Stellplatz wird sich das nicht ausgehen", sagt der Grüne Verkehrssprecher Rüdiger Maresch, "das wären dann 1,1 Millionen Euro, und das ist billig berechnet."

Für die Stadt-Ökos sind neue Garagen-Pläne seit jeher ein rotes Tuch. "Studien belegen zweifelsfrei, dass neue Tiefgaragen im innerstädtischen Bereich nur noch mehr Verkehr anziehen", sagt Maresch. "Vor allem Garagen mit hohem Kurzparkeranteil - und in der Naschmarktgarage sind 185 Kurzparkplätze vorgesehen."

Die Grünen machen sich außerdem Sorgen um Leib und Leben der Garagennutzer: Bei Hochwasser drohe die Garage zwischen Wienfluss und Naschmarkt überflutet und Autofahrer darin eingeschlossen zu werden. Eine Ansicht, die Wipark-Vorstand Helmut Sattler nicht teilt: "Nach unseren Berechnungen stünde die Tiefgarage sogar bei einem Hochwasser, wie es statistisch gesehen alle 1000 Jahre vorkommt, gerade einmal zwei Zentimeter unter Wasser." (Martina Stemmer, DER STANDARD Printausgabe, 26.11.2008)