Paris - Der Sekretär einer sozialistischen Parteisektion in der nordfranzösischen Metropole Lille hat Anzeige gegen Unbekannt erstattet, weil bei der Abstimmung über den neuen PS-Chef am vergangenen Freitag ein weißer Stimmzettel zugunsten der Kandidatin Martine Aubry gezählt worden sei, die gegen Segolene Royal ins Rennen gegangen war. Dies wurde am Montag bekannt, während ein eigener Parteiausschuss unter dem Vorsitz von Ex-Innenminister Daniel Vaillant mit der Überprüfung der Wahlergebnisse befasst war.

Umstrittene Ergebnisse

Die am Montagvormittag begonnene Stimmenauszählung soll nach den Angaben am Dienstag ab 14.00 Uhr fortgesetzt werden. Um 18 Uhr wird sich dann der Nationalrat der Partei versammeln, um das endgültige Wahlergebnis bekanntzugeben. Nach Angaben des Royal nahe stehenden Sozialisten Francois Rebsamen sind die Wahlergebnisse in rund 40 der insgesamt 105 PS-Sektionen umstritten. Vaillant dementierte allerdings diese Angaben und sagte, dass es "viel weniger" seien. Royals Anwalt Jean-Pierre Mignard schloss nicht aus, dass seine Mandantin das Wahlergebnis gerichtlich anfechten könnte. Nach der ersten Auszählung hatte Aubry lediglich 42 Stimmen Vorsprung gegenüber Royal.

Royal selbst betonte am Montagabend erneut, dass eine Wiederholung der Wahl der Parteimitglieder die einzige Möglichkeit einer einvernehmlichen Lösung in der Streitfrage sei. "Um diese Krise erhobenen Hauptes zu überwinden, muss man den Parteimitgliedern erneut das Wort geben", sagte die Präsidentin der Region Poitou-Charentes. Sie erklärte sich überdies zuversichtlich, dass diese Krise zur "Erneuerung" der PS beitragen werden. "Sie wird es der PS erlauben, eine große Partei zu werden, die dieses Namens würdig ist", sagte die Ex-Präsidentschaftskandidatin. (APA)