Kate Mcalpine: "Ich bin kein Rap-Connaisseur."

Foto: Cristina Jimenez

Wien - Rap-Stars stellt man sich anders vor. Jedenfalls nicht ganz so blass und schüchtern wie Kate McAlpine. Die 23-Jährige US-Amerikanerin ist freilich auch nicht irgendeine Rapperin. Zwar hat Alpinekat, so ihr Künstlername, noch keine CD verkauft. Ihr Rap über den Large Hadron Collider hat es auf YouTube binnen weniger Wochen auf immerhin fast vier Millionen Zugriffe gebracht. Damit war der "Large Hadron Rap" wohl der größe, jedenfalls der billigste PR-Coup für das Europäische Zentrum für Teilchenphysik (CERN) überhaupt. 

"3,9 Millionen Klicks sind ein wirklicher Schock", sagt Kate McAlpine. "Ich dachte mir ursprünglich, dass wir mit dem Hype rund um den Large Hardron Collider womöglich 10.000 Zugriffe schaffen könnten." Schließlich hatte sie einige Monate vorher für die American Physical Society einen Rap über Neurochips aufgenommen, der es gerade einmal auf ein paar Hundert Seher und Hörer brachte.

Alpinekat war am vergangenen Wochenende in Wien, um bei der Tagung Scicom08 (mehr darüber morgen in Forschung Spezial) über Rap als neuen Weg der Wissenschaftskommunikation zu referieren. Denn neben dem Large Hadron Rap gibt es noch einige andere Versuche, Wissenschaft so unters Volk zu bringen, konkret: Astrobiologie und die Raumstation ISS - beides Rap-Projekte, die unabhängig von Mcalpines Welthit entstanden

Sie selbst sei kein Rap-Connaisseur, gesteht Alpinekat im Gespräch mit dem STANDARD. "Aber mir gefallen einfach die Rhythmen und die Beats." Die meisten Rap-Texte, die im Radio zu hören sind, seien ja leider ziemlich inhaltsleer, findet McAlpine. "Und deshalb dachte ich, dass es doch witzig wäre, dieses Genre mit wissenschaftlichen Inhalten über Physik zu füllen."

Im Fall des "Large Hadron" Rap ist das zur überwiegenden Zufriedenheit auch der strengen CERN-Physiker gelungen. "Die Physik sei korrekt dargestellt", ließ man dort offiziell verlauten. Am meisten hat sich McAlpine aber darüber gefreut, als bei einem der internen CERN-Partys Lyn Evans, der LHC-Chef persönlich, auf die Bühne gekommen sei und mitgemacht habe. "Das war wirklich sehr lustig."

McAlpine, die momentan zwischen Genf, London und ihrer Heimat Michigan pendelt, hat sich schon das nächste Angebot: Für das Fermi-Lab soll sie einen Rap über Schwarze Löcher machen. "Das sollte ein interessantes Projekt werden. Zumal ich dank des CERN mittlerweile weiß, warum sie nicht gefährlich sind." (Klaus Taschwer/DER STANDARD, Printausgabe, 25.11.2008)