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Martine Aubry gewann den Machtkampf in der PS

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Ségolène Royal ist geschlagen

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Ende eines Psychodramas - oder nur Verschnaufpause? Offiziell ist der Machtkampf um den Parti Socialiste (PS) entschieden: Der "Nationale Rat", eine Art Parteiparlament, hat Martine Aubry Dienstagabend zur neuen Vorsitzenden erklärt. Die interne Wahlprüfungskommission hatte zuvor erklärt, dass Aubry 102 Stimmen Vorsprung auf Ségolène Royal habe. Nach der parteiinternen Wahl von vergangenem Freitag hatte sich Aubry mit 42 Stimmen Vorsprung zur Siegerin erklärt, Royal bestritt das Resultat aber. Auch am Dienstag kündigten ihre Sprecher an, eine gerichtliche Neuauszählung verlangen zu wollen. Anhänger sprachen gar von Wahlbetrug.

Dass der Vorsprung letztlich noch größer ist als bisher angenommen, wurde in den beiden Lagern verschiedentlich ausgelegt. Die "Aubrysten" sehen darin die Bestätigung für einen knappen, aber letztlich unumstößlichen Wahlausgang. Die "Royalisten" meinen hingegen, die Zahlen widerspiegelten einzig die Machtverhältnisse an der Parteispitze. In der Wahlprüfungskommission verfügten die "Royalisten" nur über drei der dreizehn Sitze; alle stimmten gegen das Wahlergebnis. Auf der Seite Aubrys, die nominell vier Delegierte hatte, standen drei weitere Prüfer, darunter Kommissionspräsident Daniel Vaillant. Dies dürfte den Ausschlag gegeben haben.

Auch im Nationalen Rat fiel die offizielle Absegnung des Resultates gemäß dem Kräfteverhältnis in der Partei aus: 159 Abgeordnete stimmten für Aubry, 76 dagegen.

Der scheidende Parteichef François Hollande hinterlässt eine tief gespaltene Partei, die wohl noch jahrelang keine wirksame Linksopposition gegen Staatschef Nicolas Sarkozy betreiben wird. Holland rief gestern ein letztes Mal zur "Einigung" auf; seine ehemalige Lebenspartnerin Ségolène Royal wird sich kaum daran halten.
Aubry hat keineswegs freie Bahn bis zu den Präsidentschaftswahlen 2012, bei denen der PS-Vorsitz traditionell zur Kandidatur berechtigt. Laut einer Umfrage nannten nur 19 Prozent der Franzosen Aubry als chancenreichste Kandidatin der Sozialisten. Einen ebenso schwachen Wert erzielte Royal. Hingegen halten 32 Prozent der Franzosen den ehemaligen Wirtschaftsminister Dominique Strauss-Kahn, derzeit Chef des internationalen Währungsfonds, für den besten Kandidaten. (Stefan Brändle aus Paris/DER STANDARD, Printausgabe, 26.11.2008)