Seoul - Nordkorea heizt die Spannungen weiter an: Nach der angedrohten Schließung der Grenze zu Südkorea will der kommunistische Norden nun den grenzüberschreitenden Bahnverkehr einstellen. Neben dem erst seit gut einem Jahr wieder möglichen Güterbahnverkehr sollen vom 1. Dezember an auch die touristischen Reisen aus Südkorea in die nordkoreanische Grenzstadt Kaesong eingestellt und der bereits strikt kontrollierte Grenzverkehr zum gemeinsamen Industriepark in Kaesong stärker eingeschränkt werden.

Die Maßnahmen kündigten die nordkoreanischen Streitkräfte am Montag an, die der südkoreanischen Regierung erneut eine Politik der Konfrontation vorwarfen. Die Regierung in Seoul bedauerte die Ankündigung und rief das Nachbarland zum Dialog auf.

Beschränkungen

Allerdings sollen südkoreanische Unternehmen in Kaesong weiter produzieren können. Davon unterrichteten die nordkoreanischen Behörden die fast 90 betroffenen Firmen. Damit würde auch der rund 60 Kilometer nördlich von Seoul gelegene Grenzübergang vorerst - wenn auch mit weitreichenden Beschränkungen - geöffnet bleiben. Einzelne Südkoreaner sollen der Ankündigung zufolge ausgewiesen werden, die in dem Gewerbekomplex arbeiten. Auch soll weiteres südkoreanisches Personal ein Erholungsgebiet an der nordkoreanischen Ostküste verlassen, wo beide Staaten ein seit dem Sommer suspendiertes Tourismusprojekt unterhalten haben.

Der Industriepark gilt zusammen mit dem Reiseprogramm für die Stadt Kaesong als wichtige Devisenquelle des verarmten, aber hoch aufgerüsteten Nordkorea. Für den Gütertransport nach Kaesong hatten beide Länder im Dezember 2007 erstmals seit ihrem Bruderkrieg vor mehr als 50 Jahren wieder einen Eisenbahnbetrieb durch die bestehende militärische Pufferzone aufgenommen.

"Marionetten"

"Die südkoreanischen Marionetten sind weiter auf einen verräterischen und gegen die Wiedervereinigung gerichteten Konfrontationslärm versessen", hieß in der von den staatlich kontrollierten Medien veröffentlichten Erklärung der Volksarmee in Nordkorea. Die Zukunft der innerkoreanischen Beziehungen hänge vollständig von der Haltung der Regierung in Südkorea ab.

Nordkorea hatte bereits in den vergangenen Wochen den Ton gegenüber Südkorea verschärft und mit dem Abbruch aller Beziehungen gedroht. Am 12. November hatte die Volksarmee angekündigt, alle Grenzübergänge "strikt einzuschränken und zu sperren". Das Verhältnis zwischen beiden Staaten hat sich seit dem Antritt einer konservativen Regierung in Seoul im Februar spürbar abgekühlt, die eine härtere Haltung gegenüber Pjöngjang als die liberale Vorgängerregierung vertritt.

Ungeachtet der zunehmenden Spannungen zwischen Süd- und Nordkorea teilte US-Außenministerin Condoleezza Rice auf dem Rückweg vom APEC-Gipfel in Lima mit, dass die Sechs-Parteien-Gespräche über ein Ende des nordkoreanischen Atomwaffenprogramms am 8. Dezember in China wieder aufgenommen werden sollen. Ziel sei es, ein formales Abkommen über die geplante Überprüfung der atomaren Abrüstung Nordkoreas abzuschließen. (APA/dpa)