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Christian Klar, heute 56 Jahre alt, wird am 3. Jänner nach mehr als 26 Jahren Haft aus dem Gefängnis entlassen.

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Christian Klar, einst führendes Mitglied der zweiten RAF-Generation, darf das Gefängnis nach 26 Jahren vorzeitig verlassen. Seine lebenslange Haftstrafe wird zur Bewährung ausgesetzt.

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Klar sitzt seit 1982 im Gefängnis, länger als die meisten anderen Häftlinge in Deutschland. Wegen neunfachen Mordes wurde er 1985 zu fünfmal lebenslang und 15 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Er hat 1977 unter anderem mit Brigitte Mohnhaupt die tödlichen Schüsse auf den Bankier Jürgen Ponto abgegeben, sagen Zeugen. Im gleichen Jahr war Klar auch am tödlichen Anschlag auf Generalbundesanwalt Siegfried Buback und an der Entführung und Ermordung von Arbeitgeberpräsident Hanns-Martin Schleyer beteiligt.

1998 legte das Gericht die Mindesthaftzeit auf 26 Jahre fest - wegen der "besonderen Schwere der Schuld". Diese Frist läuft am 3. Jänner 2009 aus. An diesem Tag darf Klar das Gefängnis in Bruchsal (Baden-Württemberg) also verlassen. Der Zweite Strafsenat des Oberlandesgerichts (OLG) entschied am Montag, dass von Klar keine "fortdauernde Gefährlichkeit" mehr ausgehe und weitere erhebliche Straftaten nicht mehr zu befürchten seien. Seine Bewährungszeit wurde auf fünf Jahre festgesetzt.

Es war nicht das erste Mal, dass sich Klar um vorzeitige Freiheit bemühte. Doch das von ihm eingereichte Gnadengesuch lehnte Bundespräsident Horst Köhler im Mai 2007 ab. Köhler hatte sich zuvor sowohl mit Klar selbst als auch mit den Verwandten der RAF-Opfer getroffen. Reue hat Klar bis heute keine gezeigt, in einer Grußbotschaft aus dem Gefängnis heraus hoffte er Anfang 2007, "die Niederlage der Pläne des Kapitals zu vollenden und die Tür für eine andere Zukunft aufzumachen".

Von der CSU kommt Kritik

Empört sind die Angehörigen der RAF-Opfer, dass Klar (wie andere RAF-Terroristen) zu seinen Taten bis heute eisern schweigt und nicht preisgibt, wer welche Verbrechen begangen hat. "Wir wollen die Wahrheit über diese Tat erfahren" , appelliert Michael Buback. Er weiß bis heute nicht, wer die tödlichen Schüsse auf seinen Vater am 7. April 1977 in Karlsruhe abgegeben hat. Kritik an der vorzeitigen Entlassung Klars kommt von der CSU: "Solange Christian Klar kein Mitleid mit seinen Opfern und deren Familien hat, verdient er auch selbst kein Mitleid" , sagt Bayerns Innenminister Joachim Herrmann.

Nach seiner Entlassung, die wegen des zu erwartenden Medienandrangs vermutlich nicht genau am 3. Jänner stattfinden wird, bekommt Klar einen Bewährungshelfer und muss sich eine Arbeit suchen. Ein Angebot gibt es bereits: Claus Peymann, Intendant des Berliner Ensembles, hat Klar ein Praktikum als Bühnenarbeiter angeboten. Er müsse eine Chance bekommen, sich wieder in die Gesellschaft einzugliedern.

Wenn sich die Gefängnistore hinter Klar schließen, ist Birgit Hogefeld die letzte RAF-Terroristin die eine lebenslange Haftstrafe verbüßen muss. Die RAF-Frau der "dritten Generation" wurde 1999 wegen Ermordung eines US-Soldaten und des Bombenanschlags auf die Frankfurter US-Airbase im Jahr 1985 zu lebenslanger Haft verurteilt. Sie kann frühestens 2011 vorzeitig entlassen werden. (Birgit Baumann aus Berlin /DER STANDARD, Printausgabe, 25.11.2008)