Mattersburg/Kapfenberg - Wenn Werner Gregoritsch über seine Mannschaft spricht, dann kommt er aus dem Schwärmen nur mehr schwer heraus. "Die sind alle charakterlich voll in Ordnung. Die kann man bei der Fußballerehre packen." Hilfreich dabei waren auch die vielen Unker, die dem SV Kapfenberg die Bundesligareife absprachen und nach dem 0:3 beim Abstiegsrivalen Altach nur noch über die Höhe des Salzburger Heimsieges gegen die Armenhäusler aus dem Mürztal spekulierten.

Büßen musste das Jacobus Adriaanse mit einem sehr, sehr bitteren 2:5, was ihn immerhin zu der Einsicht brachte, "dass meine Mannschaft keine Maschine ist".

Das ist auch die Kapfenberger Mannschaft nicht, deshalb will Gregoritsch den sensationellen Sieg auch keinesfalls überbewerten oder gar als "Momentum" in den Abstiegskampf urgieren. "Ab Montag müssen wir wieder ernsthaft arbeiten. Fußball ist ein Geschäft von Woche zu Woche, im nächsten Spiel kann alles wieder ganz anders sein."

Genau darauf hofft auch Mattersburgs Franz Lederer, der, wenn er von seinen Fußballern spricht, ganz und gar nicht ins Schwärmen, sondern ins Rätseln gerät. "Einige", sagt er nach dem schmerzlich klaren 1:4 in Altach, "sind einfach nicht bundesligareif."

Wen genau er dabei im Auge hat, sagt er natürlich nicht, das habe ja ohnehin jeder gesehen. Um die Mattersburger Mannschaft zu charakterisieren, bräuchte man tatsächlich nur das Gegenteil dessen hinzuschreiben, was Werner Gregoritsch über Kapfenberg sagt: lustlose Selbstüberschätzung, eine offenkundig vom Wahn oder gar Wahnwitz diktierte Lagebeurteilung und das Mannschaftsgefüge einer Großen Koalition.

Verstärkung, Verschwächung

Lederer weiß, dass spätestens mit dieser Niederlage im Sechspunktespiel gegen Altach das Feuer am Dach lichterloh brennt. Wenn er redet, klingt er ein wenig müde, "aber ich bin keiner, der alles gleich hinhaut". Gern würde er das Team auch ins Frühjahr führen, er hofft auf Veränderungen im Winter. Und zwar nicht nur auf "Verstärkung", sondern auch auf Verminderung von Schwächen.

Werner Gregoritsch, bei dem Lederer in die Lehre gegangen ist, hat die vorwöchige Niederlage in Altach zu einem psychologischen Schritt genutzt, die Kicker mit einem Videozusammenschnitt alleingelassen. "Die haben das selber analysiert, von mir ist kein böses Wort gekommen, war auch nicht nötig, wir haben nach vorn geschaut."

Für Matterburg wäre so etwas wohl wenig erfolgsversprechend. Denn einigen fehlt ganz offenkundig mehr als nur die Platzreife. (DER STANDARD, Printausgabe, Montag, 24. November 2008, Wolfgang Weisgram)