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Der russische Lukoil-Konzern soll angeblich Interesse an der Übernahme der Kontrolle am spanischen Energieriesen Repsol haben - dieser ist unter anderem auch in Lateinamerika stark vertreten.

Foto: AP/Ochoa

Spaniens Geheimdienst warnt vor Gefahren.

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Madrid/Moskau - Wieder schielt ein Gigant auf einen spanischen Energieversorger. Diesmal ist der Öl- und Gasversorger Repsol YPF umworben. Die russische Lukoil will 29,9 Prozent der Aktien erwerben. Repsol-Hauptaktionär ist der kränkelnde Bauriese Sacyr-Vallehermoso. Mit 18,5 Mrd. Euro verschuldet, bleibt wegen des Immobilienabschwungs nur die Veräußerung der Aktiva.

Sacyr hält 20 Prozent der Repsol-Aktien mit einem Wert von etwa 3,5 Mrd. Euro. Die katalanische Bank La Caixa hält über Repinves 6,1 Prozent und via Criteria CaixaCorp 9,8 Prozent. Beide sind der russischen Investition in Südwesteuropa freundlich gesinnt.
Gemeinsam halten sie etwa 35 Prozent von Repsol. Auch der Autoversicherer Mutua Madrileña will seine zwei Prozent abgeben. So wäre das 30-Prozent-Limit bei dem ein öffentliches Übernahmeangebot zu starten ist, überschritten. Doch Lukoil will das offenbar verhindern und peilt 29,9 Prozent der Repsol-Anteile an.

Der spanische Geheimdienst, das Centro Nacional de Inteligencia, warnt in einem Dokument, "dass das Lukoil-Engagement den Südwesten Europas energiepolitisch isolieren" könnte. Zudem drohe damit der Verkauf der Repsol-Reserven. Beides hätte schwere, geostrategische Folgen. Auch könnte Lukoil Spanien als Sprungbrett nach Nordafrika nutzen.

Aktien mit Kurssprung

Die Repsol-Aktien wurden an der Madrider Börse am Freitag temporär vom Handel ausgesetzt. Danach schossen die Kurse nach oben. Laut Börsenaufsicht unterhielten bis dahin La Caixa und Sacyr lediglich "informelle Kontakte" mit Lukoil. Repsol-CEO Antonio Brufau traf am späten Freitagvormittag auf Vertreter von La Caixa, um die geplanten Transaktionen zu besprechen. Lukoil selbst wollte keinen Kommentar abgeben.

Im Gegensatz zum Übernahmedrama des Stromerzeugers Endesa durch die deutschen E.on, oder dem Buhlen von Électricité de France um Iberdrola, scheinen nur Teile spanische Regierung auf Blockade zu schalten. Einzig Industrieminister Miguel Sebastián will "alles unternehmen, damit Repsol spanisch und unabhängig bleibt".

Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero betonte, "dass man respektvoll mit Interessen möglicher Partner sein muss" . Beruhigend sei, dass das US-Öl-Unternehmen ConocoPhillips mit 20 Prozent der Lukoil-Anteile deren Hauptaktionär sei. (Jan Marot, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22./23.11.2008)