Linz - Das Kussverbot an der Hauptschule (HS) Gunskirchen wird zu einem "Problemfall" zwischen grünem und schwarzem Regierungspartner in Oberösterreich, sagt der Grünen-Bildungssprecher Gottfried Hirz. Für ihn ist "die Rückgewandtheit des Herrn Enzenhofer inakzeptabel" . Landesschulratspräsident Fritz Enzenhofer (VP) katapultiere "die Schulen in die Anfänge des letzten Jahrhunderts zurück" , kritisiert Hirz die VP-Bildungspolitik.
Anstatt der Hauptschule in Gunskirchen Hilfe anzubieten, wie sie auf die Knutschereien "adäquat reagieren" soll, begrüße er das völlig überzogene Verbot. Der gescholtene Enzenhofer verteidigt die Reaktion der Schule dagegen und verwehrt sich gegen Vorwürfe, wie "hinter dem Mond" zu handeln. "Es sagt schon der Hausverstand, dass in der Schule nicht alles erlaubt sein kann" , meint er zum Standard.
Grundsätzlich sei die "Schule auch dazu da, Erziehungsarbeit zu leisten und die Eltern darin zu unterstützen" . Daher müssten Grenzen gesetzt und deren Einhaltung konsequent eingefordert werden. Die Ansicht, das Einhalten von Grenzen mit einer Verbotspädagogik zu verfolgen, entzweit allerdings Schwarz und Grün im Land.

Das Kussverbot sei ein weiteres Indiz für das "konservative Bildungsklima in Oberösterreich" , hält Hirz den Schwarzen vor. Symbol dafür sei Enzenhofer, der selbst sehr wohl Grenzen überschreite. Etwa, wenn er die ausdrückliche Empfehlung der Höheren Bundeslehranstalt für wirtschaftliche Berufe in Linz/Auhof befürwortet, dass dort in den Pausen keine Fremdsprachen gesprochen werden sollen. Die Grünen halten es für "grundrechtswidrig" , Kindern vorzuschreiben, in welcher Sprache sie sich in ihrer Freizeit zu unterhalten haben. Landeshauptmann Josef Pühringer war bis Redaktionsschluss für keine Stellungnahme erreichbar.
Die "Aktion Kritischer Schüler" hat am Freitag Enzenhofer zum Rücktritt aufgefordert.

Der Bundesvorsitzende Klaus Baumgartner kündigt die Aktion "Küssen gegen Kussverbot" an. Am Montag wollen die SchülerInnen mit küssenden Pärchen den Eingang des Landesschulratsgebäudes blockieren und dem Landesschulratspräsidenten einen Forderungs-Kuss überreichen.

Dieser "Forderungskuss" ist ein Forderungskatalog in Form eines Kussmundes. Denn die SchülerInnen können die Maßnahme nicht akzeptieren: "Die Rechte der SchülerInnen werden hier massiv mit Füßen getreten." (Kerstin Scheller/DER STANDARD-Printausgabe, 22. November 2008/red)