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Bernhard Felderer, begrüßt die geplante Steuersenkung, hält aber weitere Reformschritte für nötig.

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Wien - Der Chef des Instituts für Höhere Studien (IHS), Bernhard Felderer, begrüßt die geplante Steuersenkung, hält aber weitere Reformschritte für nötig. "Das war jetzt ein sehr kleiner Schluck aus der Pulle", sagte Felderer mit Blick auf die rot-schwarzen Steuerpläne im Gespräch mit der APA. Laut einer Berechnung des IHS profitieren von der Reform - je nach Betrachtungsweise - die niedrigen und die hohen Einkommen am meisten, die mittleren etwas weniger.

Felderer verweist darauf, dass die nun diskutierte Steuerreform kaum ausreicht, um die Kalte Progression der vergangenen Jahre auszugleichen. "Wir begrüßen sie sehr, aber es ist wenig und man muss sich im Klaren sein, dass eine Reform des Tarifs wieder aufs Tapet kommen wird", betont Felderer. Möglicherweise werde das noch in dieser Legislaturperiode sein, spätestens aber Anfang der nächsten.

Nächste Lohnsteuerreform bald diskutieren

Es sei zwar verständlich, dass man das Defizit in der momentanen Situation nicht explodieren lassen wolle, so der Wirtschaftsforscher. "Aber man muss sich im Klaren sein, dass die Inflation nicht abgegolten ist und dass daher die nächste Lohnsteuerreform sobald es wieder geht diskutiert werden muss." Außerdem verweist Felderer darauf, dass der "Marsch in die Progression" in den nächsten Jahren anhalten wird. "Das heißt ohne Zweifel, dass die Vorteile dieser Steuerreform rasch wieder kompensiert werden", betont der IHS-Chef.

Dem Vernehmen nach plant die Koalition folgendes: Wer bis zu 1.120 Euro monatlich verdient zahlt künftig keine Lohnsteuer mehr (wohl aber Sozialversicherungsbeiträge). Diese Steuerfreigrenze lag bisher bei rund 1.020 Euro brutto. Der danach fällige Eingangssteuersatz wird zwar gesenkt, bleibt aber mit 36,5 Prozent relativ hoch (bisher 38,3 Prozent). Noch geringer fällt die Senkung beim mittleren Steuersatz aus, der künftig bei 43,2 Prozent liegt (minus 0,4 Prozentpunkte). Der Steuersatz von 50 Prozent für Spitzeneinkommen bleibt, die Einkommensgrenze wird aber angehoben.

Steuerentlastung von 1.355 Euro

In absoluten Zahlen am größten ist die Steuerentlastung damit bei den Spitzenverdienern: Sie profitieren sowohl von der Senkung der unteren beiden Steuertarife, als auch von der neuen Einkommensgrenze für den Höchststeuersatz. Diese führt dazu, dass der Spitzensteuersatz künftig erst für Einkommensteile ab etwa 6.000 Euro Monatsbrutto fällig wird (bisher mussten schon Einkommen ab etwa 5.200 Euro mit 50 Prozent versteuert werden). Wer 6.000 Euro oder mehr verdient, kann sich damit im kommenden Jahr auf eine Steuerentlastung von 1.355 Euro freuen.

Für Personen mit niedrigerem Einkommen ist die Steuerentlastung naturgemäß geringer: Bei 1.500 Euro Monatsbrutto macht die Entlastung laut IHS-Berechnung 450 Euro im Jahr oder 37,5 Euro monatlich aus, bei 2.000 Euro 45 Euro monatlich und bei 3.000 Euro 55 Euro (siehe Grafik). Gemessen am Einkommen ist die Entlastung unten aber etwas größer als oben: Personen mit knapp über 1.000 Euro Monatsbrutto sparen sich demnach fast 2,5 Prozent ihres Einkommens, bis 5.000 Euro sinkt die Entlastung gegen ein Prozent. Bei etwa 6.000 Euro steigt die Steuerersparnis wegen der neuen Einkommensgrenze beim Spitzensteuersatz noch einmal auf über 1,5 Prozent des Einkommens an und sinkt dann wieder ab.

Niedriger Eingangssteuersatz

Trotzdem kostet die Entlastung unten in Summe mehr als oben, weil die große Masse der Lohnsteuerzahler wenig verdient und weil vom niedrigeren Eingangssteuersatz auch die Spitzenverdiener profitieren: Laut IHS entfällt von den 2,3 Milliarden Euro Gesamtkosten fast eine Milliarde auf Einkommen mit einer jährlichen Steuerbemessungsgrundlage unter 20.000 Euro (das wären rund 2.000 Euro Monatsbrutto) und nur eine Viertelmilliarde auf Einkommen mit einer Bemessungsgrundlage über 60.000 Euro (also etwa 6.000 Euro brutto).

Die Bemessungsgrundlage ergibt sich aus dem Jahreseinkommen abzüglich Sozialversicherung und Absetzposten. (APA)