Paris - Eine französische Historikerin glaubt, das Grab des legendären Musketiers d'Artagnan ausgemacht zu haben. Dessen Memoiren ("Les Mémoires de d'Artagnan" von Gatien de Courtilz de Sandras) hatten Alexandre Dumas zu seinem Roman "Die drei Musketiere" inspiriert. Der echte d'Artagnan sei 1673 im Dienste des französischen Königs Ludwig XIV. bei der Belagerung von Maastricht gefallen, sagte die Historikerin Odile Bordaz. Ihre Recherchen hätten ergeben, dass er wahrscheinlich auf dem Gelände einer Kirche im heutigen Stadtteil Wolder begraben sei.

Bordaz stützt sich auf Karten von Maastricht aus dieser Zeit. Ludwig XIV. und seine Musketiere hätten ihr Hauptquartier demnach in Wolder gehabt, sagte sie. "Logischerweise ist d'Artagnan von dort aus mit seinen Männern am 25. Juni 1673 aufgebrochen, um einen Angriff auf die Festung der Stadt zu führen." Dabei sei der Musketier-Kommandeur, der mit vollständigem Namen Charles d'Artagnan de Batz-Castelmore hieß, durch einen Musketenschuss getötet worden.

Rückschluss

Im Gemeinderegister von Wolder heiße es, die Edelsten der Gefallenen seien in der nächstgelegenen Kirche begraben worden, sagte die Historikerin. Allerdings gebe es keinen Eintrag, der d'Artagnans Begräbnis bestätigen könne. Sie sei aber "zu mehr als 90 Prozent" sicher, dass er dort begraben liege. Die Hypothese, seine Leiche sei mitten im Sommer nach Frankreich zurückgebracht worden, entspreche "nicht den Gebräuchen in Kriegszeiten".

Skepsis

Der niederländische Archäologe und Konservator von Maastricht, Wim Dijkman, ist allerdings skeptisch. Es gebe keine historischen oder archäologischen Hinweise, die in diese Richtung gehen, sagte er. Dijkman verspricht sich auch von Grabungen in Wolder nicht viel. "Selbst wenn er dort begraben wäre, könnte sein Grab im 19. Jahrhundert zerstört worden sein, als die neue Kirche gebaut wurde." Ein Teil des Friedhofs sei damals für das deutlich vergrößerte Gotteshaus zerstört worden.

Bordaz sucht nun nach klareren Hinweisen, um Grabungen zu rechtfertigen. Sie setzt unter anderem auf die Niederschriften des Beichtvaters des Königs, des Kardinals Bouillon. Er habe womöglich d'Artagnans Begräbnis vollzogen, sagte sie. Die Historikerin vermutet Bouillons Aufzeichnungen im Vatikan. (APA)