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Von Johnny Erling aus Peking

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Hunde aller Rassen bellen und winseln, angeleint an langen Baumstämmen. Auch Dalmatiner und Schäferhunde sind darunter. An weißgestrichenen Wänden der Baracken stehen rotfarbene Werbeschriftzeichen: "gou rou", auf Deutsch: Hundefleisch

Foto:APA/Oliver Weiken

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Journalisten der Pekinger Zeitung Rechtswesen am Abend, die sich als Interessenten ausgaben, entdeckten Anfang der Woche die Hundeschlachthöfe, nur 50 Kilometer westlich von Peking.

Foto:REUTERS/Reinhard Krause

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Im Städtchen Sanhe stießen sie auf acht bis neun "Anstalten", die über 100 Tiere bereithielten. Ein Tierschützer hatte sie alarmiert.

Foto:REUTERS/Sean Yong

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Wenn ein Interessent auf einen Hund zeigt, wird er weggezerrt und an einem verborgenen Ort bestialisch mit Knüppeln erschlagen, erstochen oder erstickt. Die Todesart bestimmt oft der Kunde.

Foto:REUTERS/Kin Cheung

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Für das garantiert "frische" Fleisch, das der Käufer kurz später bekommt, kassieren die Schlächter acht Yuan (ein Euro) pro Pfund. In Peking können die Verkäufer den dreifachen Preis verlangen.

Foto:REUTERS/REINHARD KRAUSE

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Obwohl der Verzehr von Hundefleisch in China nicht verboten ist, sind solche barbarischen Schlachtungen illegal.

Im März waren die "Hundeschlachter von Sanhe""von den Behörden im Vorfeld der Pekinger Olympischen Spiele verfolgt worden. Doch jetzt, nach den Olympischen Spielen, scheint alles so wie früher zu sein.

Foto:REUTERS/Kin Cheung

Das blutige Geschäft mit Hunden, die oft noch dazu ihren Besitzern gestohlen wurden, geht weiter. "Hundefleisch wird schwarz an Pekings Restaurants geliefert" schrieb die Zeitung empört.

Ihr ganzseitiger Bericht schreckte jetzt nicht nur chinesische Tierfreunde auf. Auch die städtischen Ordnungsämter machen mobil. Die Hundeverkäufer sind illegal und entsprechen weder Gesundheitskontrollen noch Veterinärbestimmungen.

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Aber es lohnt sich: Zehn Wochen nach Ende der Olympischen Spiele kommt in der 17-Millionen-Stadt die verschwundene kulinarische Barbarei wieder zum Vorschein. Auch wenn heute die überwiegende Mehrheit der Pekinger den Verzehr von Hunden ablehnt, gibt es hunderte Spezialitätenrestaurants, deren Klientel dies ganz anders sieht.

Foto: REUTERS/Reinhard Krause

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Mit "gou rou"-Schildern im Fenster werben koreanische, Yunnan- oder Guizhou-Küchen und Hot-Pot Kaschemmen für die besondere Spezialität: mal sauer-scharf, in Suppe gekocht oder als Grillfondue zubereitet.

Im März kostete das Pfund Hund 88 Yuan, jetzt liegt es bei 96 Yuan (über zehn Euro). Das ist das Dreifache von Rind- und das Doppelte von Schweinefleischpreisen.

Foto: APA/Wu Hong

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Vor wenigen Wochen war selbst die Erwähnung all dessen verpönt. Wegen der Olympischen Spiele und befürchteter Proteste und Ekelreaktionen der anreisenden Gäste verbot Pekings Nahrungsmittelbehörde, während der Spiele Hunde in Restaurants aufzutischen.

Für die 112 olympischen Zentren der Hauptstadt, von den IOC-Hotels bis zu Flug- und Bahnhöfen oder auch im Umkreis aller touristischen Hauptausflugszielen, gab es ab Juni die Anweisung: Hunde sind an der Leine zu halten. Und dürfen nicht im Kochtopf landen.

 

Foto: APA/Andy Wong

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Auch Gaststätten außerhalb der Olympiazonen wurde empfohlen, die anrüchige Delikatesse vom Menüplan zu streichen. Pekings Gastronomen hielten sich daran, solange die Spiele dauerten. Seit Anfang November ist das Pekinger Hundefleisch-Spezialrestaurant im "Guizhou Dasha" wieder im Geschäft und meldet stolz regen Zuspruch.

"Besser Tisch vorbestellen", heißt es dort. (Johnny Erling, DER STANDARD Printausgabe 20.11.2008)

 

Foto: Peter Macdiarmid/Getty Images