Mobilfunker vs. Maronibrater

Seit rund einem Jahr gibt es einen wahren Boom bei mobilen Datendiensten: schneller Anschluss an das Internet über den Mobilfunk. Österreich hat, gemessen an der Bevölkerungszahl, wahrscheinlich bereits die meisten mobilen Breitbandanschlüsse in der EU. Es ist ein Beispiel dafür, wie einfache Installation einer Technologie zum Durchbruch verhilft, wenn der Preis stimmt.

Langsamer, aber ...

Denn mobiles Breitband ist zwar weiterhin langsamer als Internet aus der Steckdose (Telefon wie TV), aber für viele Benutzer spielt der Unterschied keine Rolle. Dafür sparen sie sich mindestens einen Installationstermin, Kabel in der Wohnung, haben den Zusatznutzen der Mobilität und zahlen derzeit dafür neun Euro für drei Gigabyte oder 20 für 15 Gigabyte - im wesentlichen in der Preisklasse von Leitungsinternet.

Hundert Euro

Bis die Preisfalle zuschnappt: Sobald man über das Datenlimit kommt, kostet das Gigabyte nicht mehr drei oder eineinhalb Euro (wie umgerechnet bei den Pauschalen), sondern hundert Euro.

Ausnahme Orange

Kein Witz: Mit Ausnahme von Orange verrechnen alle Mobilfunker (A1, T-Mobile, 3) pro Megabyte jenseits des Limits zehn Cent. Klingt harmlos, unterschreiben vermutlich die meisten ungeschaut, kann bei Unachtsamkeit gewaltige Summen Geldes kosten.

Wer mehr Maroni kauft, zahlt in der Regel weniger

Das ist gegen die Preislogik, wie sie jeder Maronibrater praktiziert: Wer mehr Maroni kauft, zahlt in der Regel weniger. Nur bei Breitband-Internet wird bestraft, wer mehr konsumiert. Dabei geht es nicht darum, dass die Preise bei Überschreitung des Limits etwas höher als in der Pauschale ausfallen - z. B. weil ein höherer Verrechnungsaufwand anfällt, oder weil der Mobilfunk-Anbieter einen Anreiz zum Umsteigen auf das größere Angebot geben will.

Fatal

Geschenkt - aber um das 30- bis 60-Fache teurer, weil man bereit ist, mehr zu kaufen? Das hinterlässt bei Konsumenten den fatalen Eindruck, dass die mit billigen Angeboten lockenden Mobilfunker in jedem scheinbar unbeobachteten Moment dem Konsumenten tief in die Tasche greifen. Und es sind offenbar keine Einzelfälle, denen diese unvorsichtige Überschreitung des Limits passiert: Monat für Monat soll es hunderte Beschwerden über (rechtlich korrekt) zustande gekommene hohe Gebühren geben.

Weniger Tempo

Orange praktiziert eine Lösung, die diesen Ärger vermeidet: Überschreitet man die Pauschale, wird das Tempo so gedrosselt, dass keine großen Datenmengen mehr zusammenkommen - und diese werden nicht verrechnet. Es bleibt Verbesserungsspielraum: Die Datenbremse setzt bereits bei weniger als der Hälfte der verbrauchten Pauschale ein.(helmut.spudich@derstandard.at, DER STANDARD Printausgabem 20. November 2008)