Bild nicht mehr verfügbar.

Normann Stadler aus Deutschland "war völlig entsetzt" über das Doping-Angebot des österreichischen Arztes.

Foto: AP Photo/Jeff Chiu

Wien - Zur Faktenlage im jüngsten österreichischen Dopingaufreger. Die Staatsanwaltschaft ermittelt von Amts wegen gegen Andreas Zoubek (51), den (freigestellten) stellvertretenden Leiter des St. Anna Kinderspitals. Der Triathlet soll in einem Wiener Fitnesscenter das Blutdopingmittel EPO verkauft haben, wie der Kurier berichtete, der sich auf eine eidesstattliche Erklärung eines Athleten beruft.

Zum weiteren Prozedere. Zoubek soll demnächst einvernommen werden. Von einem Tag auf den anderen geht das nicht, sagt Behördensprecher Gerhard Jarosch. "Es handelt sich ja nicht um Mord. Die Polizei hat auch Anderes zu tun." Sollte es zu einer Verhandlung kommen, wird sich das Gericht mit eidesstattlichen Erklärungen anonym bleibender Personen wohl nicht begnügen. Kronzeugenschutzprogramm und neue Identität wird nicht gespielt. Jarosch: "Das ist keine Mafia-Geschichte. Wer aussagen will, sagt aus. Wer nicht, der nicht."

Zoubek hat den Kurier laut seinem Anwalt Michael Rami wegen übler Nachrede geklagt, er begehrt Schadenersatz und Urteilsveröffentlichung. Möglich, dass er auch den ORF klagt. Dieser ließ am Dienstagabend einen anonymen Amateursportler auftreten, der sagte: "Wir haben uns getroffen, er hat beiläufig angeboten, mich zehn Minuten schneller zu machen vor einer Mitteldistanz. Ich hätte mich eine Woche vor dem Wettkampf melden sollen, er hat gesagt, dann wäre das schon gegangen." Wenn das alles so weitergeht, kommt Zoubek vielleicht mit dem Klagen nicht mehr nach.

Der zweifache Ironman-Weltmeister Normann Stadler berichtete dem Internet-Portal tri-mag.de, Zoubek habe ihm 2006 in Litschau ein Angebot gemacht, bei dem es "für mich keinen Zweifel gab" . Alexander Kolar, Litschau-Veranstalter, präzisiert im Gespräch mit dem Standard:"Stadler kam zu mir und regte sich enorm auf. Er hatte eindeutig den Eindruck, dass Zoubek von illegalen Methoden sprach."

Beim Mödlinger Triathlonverein 99ers, als dessen Obmann er zurücktrat, hat Zoubek nach wie vor auch Freunde. Die sagen, er gehe "offen auf Menschen zu" , nehme sich "kein Blatt vor den Mund" , habe "ein Helfersyndrom" . Sie reden von "vielen Neidern" , können sich "nicht vorstellen, dass er Dopingmittel weitergab und damit seine Karriere aufs Spiel setzte" . Fragen: Sonst noch Fakten?Und/oder: Wer wird mit welchen Eindrücken Recht behalten? (Fritz Neumann, Der STANDARD Printausgabe, 20.11.2008)