Der so genannte Relaunch (etwa: Neustart oder zweiter Stapellauf nach Generalüberholung) ist immer eine haarige Sache; ob das ambitiös neu gestylte Ding auch wirklich schwimmt, weiß man vorher nicht. Beim Relaunch der schwarz-blauen Koalition kann man schon jetzt sagen, dass der Kahn nach nur drei Jahren schon ziemlich leckgeschlagen war. Kapitän Schüssel unterzog jedenfalls Seiner Majestät Schiff "Die Wende II" dem intensivsten Erneuerungsprozess, seitdem man auf der "Titanic" die Deckstühle umgestellt hat.

Auffällig dabei ist, dass hier offenbar das Prinzip "bring your family" Vorrang hatte. Neuer Landwirtschaftsminister wird der Neffe des niederösterreichischen Landeshauptmannes Erwin Pröll. Neue Staatssekretärin im Sozialministerium wird Ursula Haubner, die Schwester des Kärntner Landeshauptmannes Jörg Haider. Die Landeshauptleute Pröll und Haider sind übrigens - aus völlig unterschiedlichen Motiven - scharfe Kritiker dieser Koalition, die man offenbar ruhig stellen will. Das Konzept kann allerdings leicht aus dem Ruder laufen, wenn man für jeden mächtigen innerparteilichen Kritiker der Koalition eine Verwandte oder einen Verwandten ins Kabinett nehmen muss. (DER STANDARD, Printausgabe, 1./2.3.2003)