Kooperation an Ort und Stelle: 2010 bezieht das CeMM einen Neubau im AKH-Areal.

Illu.: CeMM

Blättert man den ersten Jahresbericht des Zentrums für Molekulare Medizin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften durch, dann wird nach wenigen Seiten klar, wie groß die Ambitionen dieses neuen Forschungsinstituts sind. Und man hat auch schon einiges vorzuweisen: Auf den ersten Seiten des "Lab-Journals 2007" wird stolz von den ersten Publikationen in Topzeitschriften wie Nature, Blood oder PNAS berichtet. Und nach den großzügig gestalteten Grußadressen unter anderem vom Bundespräsidenten, dem Wissenschaftsminister und dem Wiener Bürgermeister präsentieren sich die sechs "Principal Investigators" mit ihren vielversprechenden Forschungprojekten.

Eine von ihnen ist Sylvia Knapp, die einen Tag in der Woche in der Intensivstation um das Leben von Patienten kämpft, indem sie versucht, ihre Infektionen zu behandeln. Die übrige Zeit forscht sie am CeMM über angeborene Immunantworten auf Bakterienangriffe. Ein anderer Gruppenleiter ist der 33-jährige Sebastian Nijman, ein niederländischer Molekularbiologe, der vom renommierten Broad Institute in Cambridge ans CeMM kam, wo nun er an neuen Strategien zur Krebsbekämpfung forscht.

"Wenn alle an einem Strang ziehen, könnte das CeMM dasselbe Potenzial für die medizinische Forschung haben wie das Institut für molekulare Pathologie (IMP) für die Molekularbiologie" , sagt Superti-Furga, der früher selbst am IMP forschte. Das will einiges heißen: Das vor zwanzig Jahren gegründete Institut war der Nukleus für das neue, boomende Vienna BioCenter.

Neubau

Bis jetzt sind die CeMM Arbeitsgruppen in beengten Räumlichkeiten in unmittelbarer Nähe des AKH untergebracht bzw. verteilt auf die Med-Uni Wien (MUW). Das wird sich bald ändern, frohlockt Superti-Furga: "Mitten am ‚heiligen Boden‘ des AKH wird gerade ein Neubau mit direktem Anschluss an die MUW errichtet, in den wir 2010 übersiedeln werden."

Das ist genau das, was sich der CeMM-Direktor für sein Institut gewünscht hat, dessen Grundprinzip die interdisziplinäre Kooperation mit der klinischen Forschung an Ort und Stelle ist. Während im linearen Entdeckungsprozess am Anfang Grundlagenforschung an Hefe oder der Taufliege steht, ehe das Ganze an der Maus ausprobiert und dann am Menschen getestet wird, machen die CeMM-Forscher gewissermaßen eine Abkürzung.

Sie setzen die neuesten molekularbiologischen Erkenntnisse und Methoden zur Lösung von Fragestellungen ein, die sich in der Klinik bei der Therapie stellen. "Dazu ist es nötig, dass wir die behandelnden Ärzte und die Forscher an einen Tisch bringen" , so Superti-Furga. "Und das wird unweigerlich zu Synergien und neuen Erkenntnissen führen." (tasch/DER STANDARD, Printausgabe, 19.11.2008)